Der französische Schriftsteller Gustave Flaubert hat durch seine Romane Madame Bovary und L'Éducation sentimentale internationalen Ruhm erlangt. Wir stellen Ihnen in diesem Artikel die Orte vor, in denen der berühmte Romancier gelebt hat und die sein literarisches Werk prägten und inspirierten.
Rouen
Am 12. Dezember 1821 wurde Gustave Flaubert in der Hafenstadt Rouen in der Normandie geboren. Sein Vater Achilles-Cléophas war Chefarzt des städtischen Krankenhauses Hôtel-Dieu; das Familienhaus (17 de la rue de Lecat, heute Nummer 51) grenzte daher direkt - wie es damals üblich war - an die Arbeitsstätte des Vaters an. Das ärztliche Milieu spielt in vielen Werken Flauberts eine Rolle, so zum Beispiel bei der Operation des Klumpfußes in Madame Bovary. Heute befindet sich in seinem Geburtshaus das Musée Flaubert et d'histoire de la médecine. Treten Sie ein in die Welt Flauberts des 18. Jahrhunderts und verfolgen Sie seine Kindheit (sein Geburtszimmer gibt es noch heute) sowie die Geschichte der Medizin. Verpassen Sie auch nicht die kleine Straße Eau-de-Robec, die Flaubert aufgrund ihres Charmes und den sie durchlaufenden Bach "Klein-Venedig" nannte.
Weitere Stätten in Rouen, die an Flaubert erinnern:
- Das Lycée Corneille (45 Rue des Capucins): Hier ging Gustave Flaubert zur Schule und legte sein Abitur ab. Er galt als begabter, aber wenig disziplinierter Schüler, der seine Zeit am liebsten mit Lesen und Schreiben verbrachte.
- Place des Carmes: Hier steht seit 1965 eine Bronzestatue, die an die berühmte Persönlichkeit der Stadt erinnert.
- Opéra de Rouen (Place des Cotonniers): Viele Stätten seiner Heimatstadt dienten als Vorlage für seine Romane, so auch das Theater von Rouen. Hierhin führt Charles Emma in Madame Bovoary aus, um sie abzulenken und ihr Unterhaltung zu bieten. Emma trifft dort aber auf ihren Seelenverwandten Léon und beginnt eine Affäre mit ihm.
Pont l'Évêque und Trouville
Im französischen Seebad Trouville-sur-Mer verbringt der 15-jährige Flaubert im August 1836 seinen Sommerurlaub und verliebt sich in die 11 Jahre ältere Élisa Schlesinger. Die unerfüllte Liebe inspirierte ihn beim Schreiben der Werke Madame Bovary und L'Éducation sentimentale. In der Nähe des Casinos erinnert eine große Statue an den Schriftsteller. Zuvor hatte die Familie den Sommer immer im 14 km entfernten Pont-l-Évêque verbracht, im Anwesen der Eltern der Mutter. Heute ist aus dem Gut eine idyllische Ferienanlage mit Hotel und fünf Ferienunterkünften geworden. Diese tragen den Namen seiner Romane und Erzählungen: "Madame Bovary", "L'Éducation sentimentale", "Ein schlichtes Herz", "Salambo" und "Herodias". Seine Kurzgeschichte Ein schlichtes Herz über das Leid der Hausmagd Félicité spielt auf dem Gut der Kleinstadt und auch andere Schauplätze, wie das historische Viertel Saint-Melanie und Vaucelles, existieren noch immer. Bei einem Spaziergang entlang der bunten Fachwerkhäuser und kleinen Gässchen fühlen Sie sich in das Leben der Hausmagd Félicité zurückversetzt.
Adresse: Ferme de Géffosse / Le Petit Manoir: Route de Saint Hymer, 14130Pont-L'Evêque
Ry
Das 20 km von Rouen entfernte 750-Seelen-Dorf ist der Handlungsort von Madame Bovary. Gustave Flaubert entnahm die Handlung zu seinem Gesellschaftsroman einem Zeitungsbericht von 1848 aus dem Journal de Rouen, der über den Selbstmord der Arztgattin Delphine Delamare aus Ry bei Rouen berichtete. Aus Ry wurde in seinem Roman Yonville-l'Abbaye und aus Eugène und Delphine Delamare wurden Charles und Emma Bovary. Aus Dank, dass ihr Dorf zum Hauptschauplatz eines der berühmtesten Werke der Weltliteratur wurde, haben die Bürger von Ry Flaubert ein Denkmal vor dem Postamt errichtet. Ihr Stolz, Heimat der "wahren" Madame Bovary zu sein, zeigt sich auch darin, dass der Kurzwarenladen "Emma" und das Restaurant neben der Markthallte "Le Bovary" heißt. Ob Flaubert selbst jemals in Ry war, ist unklar.
Paris
Auf Drängen seines Vaters beginnt Flaubert 1840 ein Jurastudium an der Faculté de Droit in Paris. Flaubert leidet aber schon in jungen Jahren an epileptischen Anfällen, so dass er 1844 das Studium aufgibt und sich ganz seinen literarischen Projekten widmet. In Paris ist er fortan nur noch in unregelmäßigen Abständen zu Recherchezwecken und um seine Kontakte zu Autorenkollegen zu pflegen. Hier beginnt er auch eine Liebschaft zu der 10 Jahre älteren Schriftstellerin Louise Colet. Die Erscheinung seines Romans Madame Bovary 1856 in der Zeitschrift La Revue de Paris (in 6 Folgen) rief einen Skandal hervor und Flaubert wurde von der Zensurbehörde wegen „Verstoßes gegen die guten Sitten“ angeklagt. Verhandelt wurde am 29. Januar und 7. Februar 1857 vor der 6. Strafkammer des Tribunal Correctionnel de Paris, Flaubert wurde jedoch freigesprochen und noch im April desselben Jahres erschien Madame Bovary als Roman.
Hier einige Pariser Adressen, an denen sich Flaubert aufhielt:
- Hôtel Sully (6 rue Dauphin, 6. Arrondissement): Hier nächtigte er, wenn er zusammen mit seiner Mutter und seiner Nichte nach Paris kam. Heute befindet sich hier kein Hotel mehr.
- 42, Boulevard du Temple (11. Arrondissement): 1855 lässt Flaubert sich hier nieder, um das letzte Kapitel von Madame Bovary zu beenden.
- 240, Faubourg Saint-Honoré (8. Arrondissement): Ab 1875 residiert er im selben Haus wie die Commanvilles. Ernest Commanville ist der Ehemann seiner Nichte Caroline, ihm überlässt er seine finanziellen Angelegenheiten, da er nie gelernt hat, mit Geld umzugehen. Hier finden sonntags auch die Schriftstellertreffen mit Zola, Tourgueniev, Daudet, Edmont de Goncourt und Maupassant statt. Der Bankrott von Ernest Commanville reißt 1875 auch Flaubert in den Ruin.
Croisset
Nachdem Flaubert sein Jurastudium abgebrochen hat, kehrt er in seine Heimat zurück und lebt mit seiner verwitweten Mutter in ihrem Landhaus in Croisset (ein Stadtteil von Canteleu) nahe Rouen, das der Vater 1844 gekauft hatte. Die Legende besagt, dass hier schon Abbé Prévost seine erste Fassung von Manon Lescaut niedergeschrieben hat... Den Hauptteil seines Lebens (35 Jahre) verbringt Flaubert hier an seinem Schreibtisch bis zu seinem Tod im Jahr 1880. Ermöglicht wurde ihm das zurückgezogene Leben durch das Erbe des Vaters, denn seine veröffentlichten Romane brachten ihm zwar Ruhm, doch keinen Reichtum.
„Es war ein hübsches weißes Haus im alten Stil, dicht an der Seine, und lag mitten in einem herrlichen Garten“, beschreibt Guy de Maupassant den Wohnsitz Flauberts. Das hübsche weiße Haus steht heute leider nicht mehr, jedoch erinnert noch der Pavillon im Garten mit einigen Gegenständen wie dem Tintenfass und einem ausgestopften Papagei an Flaubert. Er kann von Februar bis November besichtigt werden, der Eintritt ist frei.
Adresse: 18 quai Gustave-Flaubert, 76380 Dieppedalle-Croisset
Von France.fr
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