Das Vallée des Merveilles in den Französischen Seealpen

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Lesezeit: 0 MinVeröffentlicht am 29 Mai 2017, aktualisiert am 18 Januar 2024

In 2 000 Metern Höhe, im Nationalpark Mercantour im Herzen der Provence gelegen befindet sich das Vallée des Merveilles, auf Deutsch "Tal der Wunder", das seinen Namen den vielen Felsmalereien zu verdanken hat, die die von der Eiszeit glattpolierten, ockerfarbenen Felsen zieren.

Im Hinterland von Nizza erhebt sich der Mont Bégo mit 2 872 Metern Höhe. Bis heute ranken sich viele Mythen um diesen Berg, der seit Jahrhunderten die Menschen fasziniert. Hat er vielleicht die Urheber der Felsmalereien magisch angezogen? "In der Jungsteinzeit haben Weideland und Wasserreichtum die Schäfer und vielleicht auch Bauern in diese Gegend gezogen", erklärt Nicoletta Bianchi, Doktor der Geschichte, die sich in ihrer Dissertation mit dem Zusammenhang von Archäologie und den frühgeschichtlichen Wandmalereien in der Region des Mont Bégo beschäftigt hat. "Die Hirten kamen hierher, um Transhumanz (Wanderweidewirtschaft) zu betreiben. Wahrscheinlich waren es ihr Glaube und ihre Lebensart, die sie Zeichnungen in die Schieferfelsen und Sandsteine einritzen ließen, die das Weideland umgaben", ergänzt die Spezialistin.

Freiluftmuseum

Menschenähnliche Figuren, Dolche und geometrische Figuren zieren gemäldeartig den ockerfarbenen Stein. Ein richtiges Freiluftmuseum mit insgesamt 35 000 prähistorischen Malereien. Zu diesem malerischen Tal und den weltberühmten Felsgravuren führt ein schöner Wanderweg, der an einem Gebirgsbach entlang verläuft und von Lärchen und Pinien gesäumt ist. Ausgangspunkt ist Casterino, ein kleines Dorf, ca. 100 km von Nizza entfernt.

"Die ersten Felsgravuren können 4 500 Jahren vor unserer Zeitrechnung entstanden sein. Sie wurden Gott zu Ehren angefertigt, um ertragreiche Ernten und eine gesunde Herde zu erbitten. Das erklärt auch, warum so viele Tiere mit Hörnern von damals bis zur Bronzezeit gezeichnet wurden", erklärt Bianchi vor dem Felsen La roche de l’Eclat. Die Verehrung des Berges war wie auch an vielen anderen Orten mit dem Stierkult verbunden. "Danach kam ein Umschwung, vielleicht einem kulturellen oder klimatischen Wandel geschuldet. Denn nun kann man auch Gravuren auf Felsen finden, die sich fernab dem Weideland befinden, in höheren Höhenlagen," so die Archäologin. Zu den bekanntesten Felsgravuren zählt der "Christ", eine menschenähnliche Figur mit einer Dornenkrone auf dem Kopf.

Der Lac des Merveilles

Etwas weiter höher, zwischen den Steilhängen, liegt der Lac des Merveilles, ein smaragdgrüner Spiegel, der die ihn umgebenden Felsen reflektiert. Von der Steinplatte roche de l’Autel hat man einen atemberaubenden Blick auf den See und kann zudem noch die auf ihr eingravierten Zeichnungen bewundern. "Die Figuren datieren aus allen Epochen, von der Jungsteinzeit bis zur Bronzezeit. Die Dolche, Äxte und Hellebarde (Stichwaffe), die die anderen Motive überdecken, zeigen den Einfluss der aufkommenden Metallurgie", analysiert Nicoletta.

Beste Besuchszeit

Am besten besichtigen Sie das Vallée des Merveilles mit einer geführten Tour. Eine Besichtigungstour dauert ca. 3 Stunden und wird zwischen Juni und September angeboten.

Von Charlotte Cabon

Journalistin