Sie sind über 400 an der Zahl, oft nur wenige Kilometer voneinander entfernt und eines schöner als das andere – kein Wunder, dass die Schlösser der Loire ganz oben auf der Liste der beliebtesten Reiseziele in Frankreich stehen.
In ihrer Art einmalig
Die Ansammlung von Schlössern und Burgen, die man im Tal der Loire und ihren Nebentälern bewundern kann, ist einmalig auf der Welt – sind hier doch auf engstem Raum praktisch alle Epochen der europäischen Kunstgeschichte vertreten. Einen Besuch wert ist die Gegend aber auch wegen des Loire-Tals selbst, das zu den schönsten Landschaften Frankreichs zählt und Anreiz für vielerlei Aktivitäten wie Wandern oder Radfahren bietet. Seit dem Jahr 2000 gehört es zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Geschichte
In der Renaissance auf den Fundamenten der Burgen und Festungen erbaut, die die Franzosen im Hundertjährigen Krieg als Bollwerke gegen die Engländer errichtet hatten, avancierten die Loire-Schlösser bald zu bedeutenden Adelsresidenzen. Im 15. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren sie sogar das Zentrum der französischen Politik, gegenüber dem Paris ins Hintertreffen geriet. Als der Hof später nach Paris zurückkehrte, wurden viele Loire-Schlösser trotzdem weiterhin bewohnt oder zumindest als Jagdschlösser oder Sommerresidenzen genutzt. Daher kommt es auch, dass unzählige Baustile - von der Renaissance bis zum Klassizismus - in den einzelnen Schlössern vertreten sind.
Prunkvoll, aber unbewohnbar – das Schloss Chambord
Das größte, prächtigste und wohl auch berühmteste Loire-Schloss ist das Schloss Chambord (Departement Loir-et-Cher) mit seinen 440 Zimmern und fast 400 Kaminen. Anfang des 16. Jahrhunderts unter König Franz I. als Prunk- und Jagdschloss erbaut, liegt es rund 15 Kilometer von Blois entfernt in einem früheren Jagdgebiet, das fast so groß wie die Fläche von Paris war. 18 000 Handwerker sollen an dem riesigen Schloss gearbeitet haben, das außerhalb der Jagdsaison leer stand und zudem praktisch unbewohnbar, da kaum beheizbar war. Wer sein Baumeister war, ist unbekannt. Angeblich war Leonardo da Vinci an den Plänen beteiligt, wofür es aber bis heute keine Belege gibt. Was in Chambord als Erstes ins Auge sticht, ist zweifellos die überbordende Dachlandschaft mit ihren Türmchen, Zinnen, Schornsteinen, Giebeln, Gauben und Laternen. Eine weitere Besonderheit ist die doppelläufige Wendeltreppe, deren beide Aufstiege sich nirgendwo kreuzen. Franz I. wollte mit diesem Prunkbau seinen Anspruch auf den Kaiserthron und den Anspruch Frankreichs auf die Vorherrschaft im Heiligen Römischen Reich demonstrieren – was allerdings eine Illusion blieb. Das Schloss von Chambord und seinen Park umgibt eine 32 Kilometer lange Mauer.
Mehr Informationen unter: chambord.org (auch deutsch)
Spiegel des italienischen Einflusses – das Schloss von Blois
Überaus sehenswert und von hohem kunsthistorischem Interesse ist auch das inmitten der Stadt gelegene Schloss von Blois (Departement Loir-et-Cher). Es wurde ab dem 13. Jahrhundert in mehreren Abschnitten errichtet, spiegelt den Einfluss der italienischen Architektur wider und besteht heute hauptsächlich aus drei Flügeln, in denen sich die Baustile der Gotik, der Renaissance und des Klassizismus miteinander vermischen. Besonders interessant ist unter anderem auch die aufwendig restaurierte Holzvertäfelung des Schlosses und das ausgeklügelte System an Geheimfächern. Unter der Regentschaft von Ludwig XII. war das Schloss von Blois einige Jahre lang die einzige Königsresidenz und damit das politische Zentrum Frankreichs. Heute befinden sich hier zwei Museen: das „Musée lapidaire“ mit Skulpturen aus dem 16. und 17. Jahrhundert und das „Musée des Beaux-Arts de la ville de Blois“ mit seiner Gemälde- und Skulpturensammlung.
Mehr Informationen unter: www.chateaudeblois.fr (auch deutsch)
Wiege der französischen Renaissance – das Schloss von Amboise
Auch das Schloss von Amboise (Departememt Indre et Loire) sollte man unbedingt gesehen haben. Nicht zuletzt deshalb, weil es als Wiege der französischen Renaissance gilt: Im 15. Jahrhundert beschloss Karl VIII. nach seiner Rückkehr aus Italien, das Schloss, das lange Zeit im Besitz einer mächtigen Familie gewesen und erst 1434 an die Krone gefallen war, im Stil der Renaissance zu erweitern. Allerdings ist von der damaligen Anlage heute nur noch etwa ein Fünftel zu sehen: Das Schloss von Amboise wurde während der Französischen Revolution größtenteils zerstört.
Mehr Informationen unter: www.chateau-amboise.com (auch deutsch)
Ein Geschenk an die Geliebte – das Schloss von Chenonceau
Ein Kleinod unter den Schlössern der Loire ist auch das Schloss von Chenonceau (Departement Indre-et-Loire). Mit seinen 800 000 Besuchern pro Jahr ist es das meistbesuchte Schloss Frankreichs nach dem von Versailles. Zurecht, denn der pittoreske Charakter des Schlosses besticht: Während das Hauptgebäude des Schlosses von Chenonceau von Wasser umgeben am Ufer des Loire-Nebenflusses Cher steht, spannt sich eine mehrbogige Brücke mit dreistöckiger Galerie als Aufbau quer über den Fluss. Die Galerie ließ Katharina von Medici nach dem Tod ihres Mannes Heinrich II., der das Schloss seiner Geliebten Dianede Poitiers geschenkt hatte, nachträglich errichten. Im 16. Jahrhundert wurden hier Feste gefeiert. Später, im Ersten Weltkrieg, diente die Galerie als Lazarett. Heute sind im Schloss von Chenonceau berühmte Gemälde von Rubens, Tintoretto und andern alten Meistern zu sehen.
Mehr Informationen unter www.chenonceau.com (auch deutsch)
Weitere bekannte Loire-Schlösser
Natürlich gibt es noch viele weitere sehenswerte Schlösser entlang der Loire.
>>Mehr Informationen über die Schlösser der Loire.
Praktische Infos
Tipps zur Erkundung des Loiretals mit dem Zug finden Sie hier.
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