"Die Weine des Loiretals haben Weltklasse-Niveau erreicht".

Inspiration

LoiretalGastronomie und Wein

Die Weinberge von Sancerre im Loire-Tal, aus denen Pascaline Lepeltier, die beste Sommelier Frankreichs 2018, stammt.
© Adobe Stock-julianelliott/Jean Bernard - Die Weinberge von Sancerre im Loire-Tal, aus denen Pascaline Lepeltier, die beste Sommelier Frankreichs 2018, stammt.

Lesezeit: 0 MinVeröffentlicht am 24 Februar 2020

2018 schrieb Pascaline Lepeltier Geschichte. Mit 37 Jahren ist sie die erste Frau, die den Titel beste Sommelière Frankreichs gewonnen hat, wenige Wochen nach der Auszeichnung „meilleur ouvrier de France“ (beste Fachkraft Frankreichs). Sie stammt aus Angers, lebt in New York und berät die Kunden des französischen Restaurants Racines. Interview mit einer großen Botschafterin der französischen Weine.

Ihr Restaurant bietet eine reichhaltige Weinkarte mit 2.500 hauptsächlich französischen Weinen. Sind französische Weine immer noch beliebt?

Pascaline Lepeltier: Frankreich ist immer noch das große Land des Weins, mit dem kein anderes Land konkurrieren kann. Wirklich kein anderes Land. Italien hat zwar hervorragende Barolo-Weine, aber sie sind nicht mit unseren großen Burgunder- oder Bordeauxweinen zu vergleichen. Unsere AOCs (Appellations d'origine contrôlée = Schutzsiegel geschützter Herkunftsbezeichnungen) mögen einigen Erzeugern zu restriktiv erscheinen, aber sie bringen Weine mit besonderem Ausdruck und aus besonderen Anbaugebieten hevor.

Es wird gesagt, dass französische Weine im Vergleich zu den in Australien, Chile, Argentinien, den Vereinigten Staaten, produzierten Weinen teuer sind...

Pascaline Lepeltier: Im Einsteigerbereich, bei fünf Dollar pro Flasche, haben französische Weine kaum eine Chance gegen die Konkurrenz. Frankreich ist nicht sehr wettbewerbsfähig, wenn es um die Herstellung von alkoholischen Getränken auf Traubensaftbasis geht, die in Supermärkten verkauft werden! Aber wenn wir über Weine mit Ausdruck, Weine aus einheimischen Rebsorten sprechen, die wir reifen lassen können, dann ist das etwas anderes. Ab 15 Dollar pro Flasche ist das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgezeichnet. Kein anderes Land kann von sich behaupten, eine so konstante Produktion zu haben wie das unsere. Frankreich verfügt wirklich über eine weltweit einzigartige Weinkultur.

Sind die Amerikaner Experten auf dem Gebiet der Önologie?

Pascaline Lepeltier: In New York gibt es zum Beispiel einige sehr große Weinliebhaber, sogar Fanatiker, die mehrmals im Jahr nach Frankreich reisen, um Kellereien zu besuchen und Weine zu verkosten. Einige kennen das Burgund wahrscheinlich besser ich! Außerdem überqueren französische Winzer den Atlantik, weil New York einen großen Markt darstellt. Hier gibt es ständig Verkostungen, Weinliebhaber schätzen es, französische Produzenten persönlich zu treffen und über die kostbaren Tropfen zu fachsimpeln.

"Frankreich verfügt wirklich über eine weltweit einzigartige Weinkultur"

Welche Weine sind heute die Gefragtesten?

Pascaline Lepeltier: Die großen Klassiker verkaufen sich immer sehr gut. Aber es gibt auch eine sehr starke Nachfrage nach Appellationen, die etwas weniger bekannt sind, etwas weniger prestigeträchtig. Die Weine des Jura, Arbois, Savagnins - sind derzeit sehr beliebt. Genau wie die aus dem Norden der Côtes-du-Rhône und des Loiretals. In New York gibt es auch eine große Begeisterung für natürliche oder biodynamische Weine.

Sie, die in Angers aufgewachsen sind, schätzen sicherlich diese Anerkennung der Weine des Loiretals...

Pascaline Lepeltier: Auf jeden Fall. Und sie haben es verdient! Die Loire-Weine haben ein unglaubliches Qualitäts-Preis-Verhältnis. Insbesondere gibt es einige sehr gute trockene Weiße. Was das Aroma betrifft, kann ich einige Erzeuger-Muskadets sehr empfehlen. Sie sind erfrischend, trocken mit subtilen, schmackhaften, leicht salzigen Noten... Wenn Sie Pinot Noir mögen, gibt es auch einige außergewöhnlich gute Sancerre-Weine. Im Bereich der Schaumweine sind Crémants de Loire besonders hevorzuheben, die um Vouvray herum produziert werden. Die Loire-Weine haben Weltklasse-Niveau erreicht, zu sehr humanen Preisen.

Von Stéphane Béchaux