Ein Tag in der Region Hauts-de-France, eine Reise ins Herz des französischen Kulturerbes

Es ist, als käme man nach einer langen Reise am Ende der Welt an ... Dynamischer denn je lebt diese malerische Gegend im Rhythmus der Gezeiten. Im Spannungsfeld einer wechselhaften und kraftvollen Natur wird die Sinnlichkeit und Schönheit der Düne ganz besonders spürbar.

Wacholderdämpfe, Whisky und das Zischeln der Alambics ... In Wambrechie summt und brummt die Genever-Brennerei seit über 2 Jahrhunderten und bringt ihre ganz eigenen Kompositionen hervor. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und ist ein Wahrzeichen der industriellen Architektur vom Ende des 19. Jahrhunderts.

Einstmals trafen hier im Badeanzug reiche Industrielle und Arbeiter zusammen. Heute sind es die Kunstwerke rund um die spiegelnde Wasserfläche dieses „solidarischen Museums“, die einen Dialog eingehen. In ihrer Mischung verschiedenster Genres und Stile zeigt sich der Geist, der dem Schwimmbad im Roubaix der 30er Jahre so sehr am Herzen lag.

Wonach suchen wir auf dem Gipfel einer Abraumhalde? Doch wohl nur die Perspektive einer auf den Kopf gestellten Welt? Oder die Gelegenheit, das unterirdische Universum eines Bergwerks kennenzulernen? Auf dem Schiefer und kohlhaltigen Sand setzt sich auch die Natur über die Gesetze der Schwerkraft hinweg und bedeckt Jahr für Jahr die dunklen Hügel mit ihrem Grün.

Ratternde Maschinen, Klappern, Rollgeräusche und Trommeln: Man betritt die Werkstatt von Jean Bracq mit klopfendem Herzen und verlässt sie in völliger Trance. 40 Leavers-Webstühle kreieren seit 1889 im frenetischen Rhythmus einer immer wiederkehrenden Melodie die Konturen einer echten Haute Couture-Spitze.

Mit schimmerndem Glas und Aluminium verkleidet überragt das über der alten Zeche errichtete Museum auf der Abraumhalde 68 die Landschaft, je nach den Launen des Wetters mal glänzend und mal diskret. Wie die Kunstsammlungen, die darin untergebracht sind, suggeriert es metaphorisch eine Reise durch Raum und Zeit.

Ungehemmt strömt das Licht durch die Fenster ins Innere und unterstreicht die radikal geometrischen Volumen dieses modernen Schlosses, das der Architekt Robert Mallet Stevens 1932 für den Industriellen Paul Cavrois entwarf. Wenn die Dunkelheit hereinbricht, verblassen die warmen Ziegelsteine, und die Waldkäuzchen schmettern ihre Serenade durch die Nacht.