Eine Touloulou verrät uns die Geheimnisse des Karnevals

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Die Kostüme der Touloulous müssen das Gesicht und den Körper völlig bedecken.
© Jean-Emmanuel Hay - Die Kostüme der Touloulous müssen das Gesicht und den Körper völlig bedecken.

Lesezeit: 0 MinVeröffentlicht am 21 Januar 2018, aktualisiert am 20 November 2023

Beim Karneval in Französisch-Guayana, der von Januar bis März dauert*, sind sie jeden Samstagabend in Cayenne und anderswo die Königinnen der Tanzfläche - die Touloulous, von Kopf bis Fuß wunderschön und farbenfroh verkleidete und maskierte Damen. Ghislaine, eine dieser Touloulous, erzählt uns von dieser Tradition, die man nur in Französisch-Guayana findet. Die Party kann beginnen!

Sie sind über 60 Jahre alt und nehmen noch immer als Touloulou verkleidet an den Maskenbällen teil. Woher kommt diese Attraktion des Karnevals von Französisch-Guayana?

Soweit ich weiß, fing sie im Jahr meiner Geburt an, 1949, einer Zeit, in der es in Französisch-Guayana noch viele Leprakranke gab. Die Mütter wollten, dass auch ihre von der Krankheit entstellten Töchter tanzen gehen konnten. So schneiderten sie für sie elegante Kostüme, die den ganzen Körper und das Gesicht bedeckten, mit Kopfhaube, Perücke, Maske und Handschuhen. So ist es noch heute. Man sieht nur die Augen, sogar die Stimme soll man verstellen. Und man darf auf keinen Fall seine Verkleidung ausziehen!

Wie sehen diese Kostüme aus? Sie sind Schneiderin, Sie fertigen Kostüme auf Bestellung an und haben einen Kostümverleih.

Die Touloulous sind die Königinnen des Karnevals, ihre Kostüme müssen also sehr schön sein. Sie sind den eleganten Kleidern der reichen Damen aus dem 18. und 19. Jahrhundert nachempfunden. Ich lasse mich von Hochzeitskleidern inspirieren. Allerdings müssen die Kostüme von oben bis unten glänzen und glitzern! Es wird vor allem Baumwollsatin in leuchtenden Farben und viel Spitze verwendet. Früher stopften sich die Touloulous Kissen vor den Bauch und an die Hüften. Das ist inzwischen aus der Mode gekommen, aber wir tragen noch heute Röcke mit 8 oder 9 Volants, Strumpfhosen und Unterrockhosen. Uns ist heiß unter dem Kostüm, aber Tradition ist Tradition!

„Sie fordern die Herren zum Tanzen auf, nicht umgekehrt. Und die Herren dürfen nicht ablehnen!“

Wie laufen diese Maskenbälle ab?

Sie finden in der Karnevalszeit jeden Samstag von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens in den Tanzlokalen der größten Städte statt. Die bekanntesten in Cayenne sind Le Soleil Levant-Chez Nana - eine wahre Institution - und Polina, wo man vor allem ein junges Publikum findet. 2.000 bis 3.000 Personen feiern hier zusammen. Es gibt in den Lokalen ein „Dorf“ mit Ständen und eine Tribüne für das Publikum. Es ist jedes Mal sehr spektakulär. Die Touloulous kommen meist zu mehreren an, führen ihre Kostüme vor und lassen sich bewundern. Sie haben bei den Bällen sozusagen die Hosen an, denn sie fordern die Herren zum Tanzen auf, nicht umgekehrt. Und die Herren dürfen nicht ablehnen!

Regt die Musik zum Tanzen an?

Oh ja, gute Laune ist garantiert! Es wird Live-Musik gespielt, und manche Gruppen sind sehr bekannt, wie Victor Clet bei Chez Nana, Spitzname "Quéquette" (Pimmel). Mit seiner Gruppe Les Blue Stars macht er Bombenstimmung, vor allem weil seine Songtexte auf humoristische Weise Anekdoten aus dem vergangenen Jahr erzählen. Manche Leute bekommen in den Songs gehörig einen aufs Dach! Der Rhythmus ist wild: Es wird Mazurka, Polka, Beguine und Walzer getanzt, immer sehr schnell und aufreizend. Man wiegt sich die ganze Nacht in den Hüften, aber es muss anständig bleiben. Touristen sind willkommen. Wir scherzen miteinander und versuchen herauszufinden, wer sich unter den Masken verbirgt. Wir tun alles, um nicht demaskiert zu werden. Ich liebe es, so zu tanzen: stundenlang, hübsch verkleidet und jeden Abend mit einem anderen Kostüm. Vor einigen Jahren habe ich mit einem meiner Kostüme sogar einen Preis gewonnen. Ich kann den nächsten Karneval kaum abwarten!

  • Der Karneval 2018 findet vom 17. Januar bis zum 14. März statt.

Von Pascale Filliâtre

Journalistin und Globetrotterin. Ich bin oft bis ans Ende der Welt gereist, um das zu suchen, was es in Frankreich gibt, ganz in der Nähe.

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