In der alten metallenen Bahnhofshalle im Libération-Viertel mitten in Nizza herrscht wieder Betrieb. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde in einen Kultur- und Gourmettreffpunkt umgewandelt und findet damit in gewissem Sinn zu seiner ursprünglichen Funktion zurück: Im Südbahnhof vermischen sich Gewürze, Farben und Düfte aus dem Nizzaer Hinterland und von weit her...
Bis ins Jahr 1991 ging man in den Südbahnhof von Nizza, um mit dem Zug in Richtung Nizzaer Hinterland, nach Digne-Les-Bains zu reisen. Seit diesem Frühjahr spaziert man hier durch den Süden Frankreichs und die ganze Welt – und das ganz ohne die alten Bahnsteige zu verlassen.
Essen, Vintage-Shopping oder eine Ausstellung besuchen
Bereichert durch ein Zwischengeschoss von 1000 m², das zu den 1500 m² Erdgeschoss hinzukommt, ist die Bahnhofshalle zu einem geselligen Ort geworden, an dem sich Bewohner und Besucher von Nizza treffen, um die Spezialitäten lokaler Restaurant zu kosten, in Second-Hand-Boutiquen zu schmökern, etwas trinken zu gehen, eine Ausstellung zu besuchen oder Musik zu hören.
Oder aber, um sich im Vorbeigehen in die historische Kulisse zu versenken: Die Metallhalle wurde von Gustav Eiffel für die Pavillons von Russland und Österreich-Ungarn bei der Weltausstellung von 1889 entworfen.
Eine große Zentralbar, Tische zur gemeinsamen Nutzung, Verkaufsstände, dazu exotische Pflanzen wie in einem Wintergarten und Wände in gelbem Anstrich, der an die warmen Farben der Nizzaer Altstadt erinnert...
Kulinarische Reise durch Spezialitäten aus Nizza und der Welt
Unter dem ausladenden 18 Meter hohen Gewölbe, das ebenso wie die luftig verkleidete Fassade gänzlich neu instandgesetzt, renoviert und verjüngt worden ist, feiert der Südbahnhof an sechs Wochentagen die Reiselust – auf kulinarische Art!
Von einem Stand zum nächsten erkundet man auf einer Art Weltreise nicht nur den Geschmack der Region, sondern auch den ferner Länder. Gleich neben der japanischen Sushiplatte, dem indischen Currygericht oder dem amerikanischen Burger reihen sich die Spezialitäten Südfrankreichs in den verschiedenen regionalen Verkaufsständen aneinander.
In der Olivenbar von Produzent, Müller und Konditor Nicolas Alzieri träumt man sich ins Nizzaer Hinterland, während man die Olive in all ihren Varianten, vom Öl bis zur Tapenade, verkostet. Die „Maison du citron“ wiederum ist ein Ausflug in die Obstgärten von Menton: Die süß oder deftig zubereiteten Früchte sind ein echtes Erlebnis. Bei „Mad à Nice“ scheinen das „pan bagnat“ (Sandwichbrot), die „socca“ (Kichererbsenkuchen) und das „daube“ (Gericht aus Rind und Wein) geradewegs aus den Gassen der Nizzaer Altstadt angeflogen gekommen zu sein. Und im provenzalischen Restaurant-Laden „Aix & Terra“ schmecken die Tapenadenraviolis, der Zwiebelkuchen und anderen Gerichte nach der elegant-charmanten Lebensart, die man in Aix-en-Provence pflegt.
Und warum nicht bis in die fruchtbaren Ebenen des Comtat Venaissin (Region um Avignon) vordringen? Im Trüffel-Atelier „Maison de la Truffe“ schmeicheln die subtilen Geschmacksnoten der wertvollen Knolle, die den Ruf der Stadt Carpentras begründete, den anspruchsvollsten Gourmetkennern.
Wer sich gern auf unbekanntem Terrain bewegt: Rendez-vous im „Vie en Rose“ (eine Anspielung auf das berühmte Chanson von Edith Piaf), der zentralen Bar, in der man fröhlich die Kulturen zusammenfließen lässt: Zu Weinen, Cocktails und Bio-Saft werden Tapas, Wurst und Eingemachtes zum miteinander Teilen gereicht.
Die Sonne der Côte d'Azur auf der Terrasse genießen
Hungrig nach Sonne? Auch daran wurde gedacht: Hinter den Glaswänden halten die Restaurants ihre Terrassen für alle bereit, die die zarten Sonnenstrahlen der Côte d'Azur genießen möchten.
Auf dem Zwischengeschoss der Halle findet man den idealen Aussichtspunkt, um die kleinen architektonischen Details zu bewundern, die die Ära der Belle Epoque und der Art déco lebendig halten. Auch kann man hier in Vintage-Boutiquen nach recycelten Artikeln, Sammlerobjekten oder limitierten Auflagen schmökern oder eine temporäre Ausstellung besuchen. Bis Ende November stellen die Künstler Valérie Marco et Franck Viano ihre Röntgenbilder von der Nizzaer Küche aus und enthüllen Zucchini, Artischocken, Auberginen und andere Zutaten traditioneller Rezepte unter einem überraschenden Blickwinkel.
Am Wochenende bleibt niemand mehr still sitzen: Bei Apéritifs oder Partys lassen ein DJ und Live-Bands die Reisenden bis an Ende der Welt der Musik tanzen!
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Von Anne-Claire Delorme
Journalistin und Globetrotterin anneclairedelorme@yahoo.fr