Mit dem Zug in Frankreich unterwegs?

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VerkehrsmittelNachhaltig reisen

Zug auf einem Viadukt in Marseille
© Bulgac - Zug auf einem Viadukt in Marseille

Lesezeit: 0 MinVeröffentlicht am 19 August 2024

Der Zug ist auch heute noch eines der beliebtesten Verkehrsmittel der Franzosen. Er ist nicht nur umweltfreundlich, sondern hat auch den Vorteil, schnell und erholsam zu sein. Doch wer mit dem Zug reist, muss auch gewisse logistische Fragen klären: TER oder TGV? Kann man auch nachts reisen? Brauche ich eine Fahrkarte für mein Fahrrad? Wo kann ich meine Fahrkarten kaufen? Wir starten in Kürze, um alles über das Reisen mit dem Zug zu erfahren.

Um Ihnen den Durchblick zu erleichtern und das französische Schienennetz nahezubringen: Es gibt zwei Arten von Zügen, die unser schönes Land von Ost nach West und von Nord nach Süd durchqueren: die TGVs und die TERs, die zum Konzern SNCF Voyageurs gehören. Wie der Name schon sagt, sind die TGVs Hochgeschwindigkeitszüge („Trains à Grande Vitesse“), die sich auf angepassten Standardstrecken oder speziellen Strecken mit Geschwindigkeiten von manchmal über 250 km/h schnell fortbewegen. Die TERs sind Regionalzüge (Transport Express Régional) und in der Regel langsamer. Sie bezeichnen alle Züge im regionalen und lokalen Verkehr, die von SNCF Voyageurs betrieben werden.  Es folgt die Gebrauchsanweisung für die nützlichsten, schönsten oder ungewöhnlichsten Strecken. Das Schienennetz in Frankreich ist sehr dicht und sorgt für eine problemlose Fortbewegung überall im Land. Anhand der Karte des Eisenbahnnetzes in Frankreich bekommen Sie eine Vorstellung von dem Ausmaß der Abdeckung durch den Schienenverkehr.

Europäische Züge - praktische Strecken von Europa nach Frankreich

Frankreich liegt im Herzen Europas und ist ideal gelegen, um besucht zu werden. Mit fast 40 Reisezielen in 15 verschiedenen europäischen Ländern entwickelt sich das europäische Eisenbahnnetz ständig weiter und ermöglicht es Ihnen heute, von vielen europäischen Städten aus nach Frankreich zu reisen.

  • Mit dem TGV INOUI oder dem Renfe-SNCF können Sie von Spanien aus nach Paris Gare de Lyon oder Lyon Part-Dieu reisen. 
  • ahren Sie von Italien aus mit dem Frecciarossa oder dem TGV INOUI. Von Mailand oder Turin aus sind Sie in nur wenigen Stunden in Paris Gare de Lyon oder Lyon Part-Dieu.
  • Von der Schweiz aus Richtung Paris Gare de Lyon, Bordeaux oder Lyon mit dem TGV Lyria. 
  • Auch von Deutschland aus werden verschiedene französische Städte wie Paris oder Lille angefahren. Dank der Züge von DB-SNCF ist Frankreich sehr gut erreichbar.
  • Als Grenzland zu Frankreich können unsere belgischen Nachbarn mit dem Thalys oder dem TGV INOUI aus der Hauptstadt Brüssel nach Paris, Lille, Rennes oder Nantes reisen. 
  • Mit dem Thalys können Sie Ihre Koffer auch von den Niederlanden aus in Paris abstellen. 
  • Wenn Sie von England aus nach Paris reisen möchten, können Sie den Eurostar nutzen, der durch den Ärmelkanaltunnel fährt. 
  • Weitere Abfahrtsmöglichkeiten nach Frankreich gibt es von Dänemark (TGV INOUI und Intercity), Portugal (TGV INOUI und OUIGO), Slowenien (TGV Lyria und Euronight), Polen (TGV INOUI und ICE) und schließlich von Österreich oder und Slowakei aus mit der ÖBB. 

Gut zu wissen: Der Interrail-Pass, der speziell für Bahnreisen in Europa entwickelt wurde, ermöglicht Ausflüge in ganz Europa mit über 40.000 Reisezielen in 33 Ländern. Um die Vernetzung auf nationaler und europäischer Ebene zu verstehen, werfen Sie doch einen Blick auf die Karte des Eisenbahnnetzes in Europa.

Hier erfahren Sie alles über Zugreisen von Europa nach Frankreich und über den Interrail-Pass (engl)

Nachtzüge - ein kleines Abenteuer und ein Aufwachen am Zielort!

 Liegeplätze in den Nachtzügen
© voyagerentrain.fr - Liegeplätze in den Nachtzügen

  • Viele Kilometer im Schlaf zurückzulegen, ist mit Nachtzügen durchaus möglich. Sie waren schon fast von der Bildfläche verschwunden, doch in den letzten Jahren sind sie zur Freude aller abenteuerlustigen Reisenden wieder auf dem Vormarsch. Hier erfahren Sie alles, was Sie über diese besonderen Züge wissen müssen, mit denen Sie von Paris aus in Nizza oder auch in Venedig aufwachen können.
  • Innerhalb Frankreichs fahren dank 8 Intercités-Nachtzuglinien die  Nachtzüge alle vom Bahnhof Paris-Austerlitz aus in verschiedene französische Städte:  Paris-Nizza (über Marseille, Toulon, Cannes), Paris-Toulouse (über Cahors, Montauban), Paris-Cerbère (über Nîmes, Montpellier und Perpignan), Paris-Latour-de-Carol (über Foix) Paris-Albi (über Rodez), Paris-Briançon (über Gap), Paris-Tarbes (über Dax, Bayonne und Pau) und Paris-Aurillac.
  • Neben den Nachtfahrten ist es auch möglich, mit Nachtzügen innerhalb Europas nach Frankreich zu reisen. Sie können z. B. von Wien aus nach Paris fahren. Auf dieser Strecke können Sie mit dem Nightjet, dem Nachtzug der ÖBB, von der österreichischen Hauptstadt aus zum Gare de l'Est (Paris) oder bis zum Straßburger Bahnhof fahren. Dieser Zug fährt zahlreiche Bahnhöfe wie München (Deutschland) oder Salzburg (Österreich) an.
  • Es ist auch möglich, mit dem Nachtzug von Venedig aus nach Paris zu reisen, und zwar mit dem legendären Orient-Express. Gehen Sie an Bord eines märchenhaften Zuges voller Geschichte und reisen Sie in das Herz von Luxus und italienischer Dolce Vita. Zwischen Land und Dorf, Berg und Tal wird dieser Zug Sie immer wieder überraschen. Andere Möglichkeit:  Während einer kurzen Traumreise von Berlin aus nach Paris zu fahren. Weitere Strecken werden gerade entwickelt und sollen in den nächsten Jahren ins Leben gerufen werden. Dies ist z. B. der Fall bei der Linie: Zürich- Barcelona über Lyon und Montpellier, Amsterdam-Barcelona über Brüssel und Lille, Paris-Venedig über Mailand, Paris-Rom über Florenz, Paris-Barcelona und schließlich Paris-Madrid.
  • Gegenüber der Konkurrenz durch andere Verkehrsmittel wie das Auto, aber vor allem das Flugzeug, verfügen Nachtzüge über zahlreiche Vorteile. Sie sind bereits eine Garantie für ein ungewöhnliches Erlebnis. Außerdem sind sie umweltfreundlich und wirtschaftlich, denn sie ersparen Ihnen eine Hotelübernachtung, da Sie direkt am Zielort aufwachen. Sie bieten eine Zeitersparnis, so dass man mehr genießen kann, sobald man vor Ort ist. Sie ermöglichen den Zugang zu verschiedenen Dienstleistungen (Dusche im Bahnhof, Möglichkeit, das Fahrrad unterzustellen, Übernachtungsset am Schlafwagenplatz, Verpflegung mit hochwertigen lokalen Produkten, Weckdienst). Frauen können von den Abteilen für „alleinreisende Damen“ profitieren. Ob auf dem Sitzplatz (mit Fuß- und Kopfstütze), im Liegewagen oder im Privatabteil - genießen Sie einen erholsamen Bereich, um in aller Ruhe zu reisen.

Slow-Tourismus-Züge zum Entschleunigen und Abschalten

Die „Ligne des Hirondelles“ im Juragebirge
© Michel Faivre - Die „Ligne des Hirondelles“ im Juragebirge

Slow-Tourismus-Reisen bedeutet, sich gegen ein Leben auf der Überholspur zu entscheiden und stattdessen die Langsamkeit zu preisen. Dadurch können Sie Landschaften aus einem neuen Blickwinkel betrachten, die Vielfalt der Natur bewundern und ein kulturelles, architektonisches, gastronomisches oder historisches Erbe entdecken oder wiederentdecken. In Frankreich gibt es mehrere Highlights, die einen Abstecher wert sind, aber Achtung, diese Strecken werden zu bestimmten Zeiten des Jahres geschlossen.

  • Mit dem „Train des Pignes“ können Sie mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h über fast 150 Kilometer zwischen Nizza und Dignes les Bains fahren und das Tal der Südalpen entdecken. 
  • „La Ligne des Hirondelles" gilt als eine der schönsten in Frankreich. Erkunden Sie 2,5 Stunden lang das Juragebirge und seine Höhenlagen im Herzen des Kultur- und Naturerbes dieser französischen Bergkette. 
  • Der „Train Jaune“ ist ein 110 Jahre alter, legendärer Zug im Herzen der Pyrénées Orientales. An Bord kann man die katalanischen Pyrenäen auf einer Strecke am Berghang bewundern. 
  • Der Zug der Côte bleue verkehrt zwischen Miramas und Marseille und folgt einer 60 Kilometer langen, bezaubernden Strecke zwischen dem Blau des Himmels, dem Azur des Meeres und dem Türkis der Calanques. 
  • An Bord des Zugs von Artouste, der auf über 2000 m Höhe fährt (was ihn zu einem der höchsten Züge Europas macht), können Sie das Ossau-Tal mit seinen unberührten, majestätischen Panoramen überblicken.‌ 
  • Die „Occitanie Rail Tour“ - Züge aus Okzitanien - ist die perfekte Gelegenheit, eine Region voller Überraschungen mit vielfältigen Landschaften zu entdecken. Diese Züge bringen Sie auf 19 Strecken zu den Pyrenäen, zum Aubrac, zu den Gorges du Tarn, aber auch nach Toulouse, Montpellier oder Lourdes. Dank ihnen können Sie auch 41 außergewöhnliche Must-sees wie Carcassonne, Rocamadour und den Pic du Midi besichtigen. Im Jahr 2023 haben diese Strecken den „Rail Tourism Award“ für die beste regionale Initiative zur Förderung des Zugs als umweltfreundliches, kohlenstoffarmes Verkehrsmittel gewonnen. Weitere Informationen: „Occitanie Rail Tour“.

Ein paar Reisetipps...

Mit Fahrrad 

  • Die Fahrräder an Bord sind im TER in den dafür vorgesehenen Bereichen und im Rahmen der verfügbaren Plätze frei und kostenlos zugänglich. Um böse Überraschungen zu vermeiden, empfehlen wir Ihnen, die Stoßzeiten zu meiden und mindestens 15 Minuten vor Ankunft des Zuges am Bahnhof zu sein. Bei der Buchung ist es nicht notwendig, Ihr Fahrrad anzugeben. Es gibt jedoch einige regionale Besonderheiten, Sie sollten sich also vor Ihrer Abreise informieren.
  • Wenn Sie mit einem Intercités-Zug reisen, gibt es Räume für nicht zusammengeklappte oder nicht zerlegte Fahrräder. Bitte beachten Sie, dass Sie bei Ihrer Reservierung trotzdem angeben müssen, dass ein Fahrrad mitgeführt wird (bei Intercités ohne Reservierungspflicht wird ein Zuschlag von 5 € und bei Intercités mit Reservierungspflicht ein Zuschlag von 10 € erhoben).
  • Bei den TGVs schließlich ist auf internationalen Strecken kein Platz für nicht zerlegte Fahrräder vorgesehen. Je nach Reiseziel bieten einige nationale TGVs dennoch Platz für nicht zusammengeklappte Fahrräder an (es wird ein Zuschlag von 10 Euro erhoben).

Mit Baby

Es gibt kein Mindestalter, um mit einem Baby an Bord zu reisen. In Frankreich ist die Zugfahrt für alle Kinder unter 4 Jahren kostenlos und ohne Fahrkarte möglich. Diese kostenlose Fahrt gilt allerdings nur, wenn das Kind während der Fahrt auf Ihrem Schoß sitzt. Wenn dies nicht der Fall ist, ermöglicht der „tarif bambin“ der SNCF einen Einheitspreis von 9 Euro. Bei Nachtfahrten gilt das gleiche Prinzip: Die Fahrt ist kostenlos, wenn Ihr Kind mit Ihnen den Schlafplatz teilt, und zum Preis von 9 Euro („forfait bambin nuit“), wenn dies nicht der Fall ist.

Mit Haustier 

Es ist durchaus möglich, für 7 Euro mit seinem Haustier zu reisen, unabhängig vom Gewicht des Tieres. Die Mitnahme muss bei der Buchung angegeben werden. Tiere unter 6 kg reisen in einer Transportbox. Tiere über 6 kg müssen an der Leine, mit Maulkorb und unter Ihrem Sitz mitgeführt werden. Schließlich sollten Sie wissen, dass als gefährlich eingestufte Hunde (Kategorie 1 oder 2) nicht an Bord zugelassen sind. 

Wo kann ich Plätze reservieren und Fahrkarten kaufen?

Über die App SNCF Connect, die Sie kostenlos auf Ihr Smartphone und Ihr Tablet herunterladen können, oder direkt auf der Website: https://www.sncf-connect.com/

Sparpreistipps!

In Frankreich kann man mit den Ouigo-Zügen, einem Lowcost-Zweig der SNCF, zu günstigeren Preisen reisen. 

Für diejenigen, die regelmäßig reisen, gibt es Abonnements und Ermäßigungskarten, mit denen Sie sowohl beim Reisen mit dem TER als auch mit dem TGV von günstigen Preisen profitieren können. 

Weitere Informationen :

Von Hugo Garcia

Soziologin

Hugo ist ausgebildeter Soziologe und schreibt für verschiedene Medien. Er ist ein wahrer Tausendsassa, der seinen Worten durch seine Erfahrungen vor Ort Ausdruck verleiht.

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