Nancy, die Hauptstadt der Herzöge von Lothringen, ist weltbekannt für ihr architektonisches Ensemble aus dem 18. Jahrhundert, welches seit 1983 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt: darunter der Place Stanislas, der Place de la Carrière sowie der Place d'Alliance.
Nancy - die goldene Stadt
1752 wurde mit dem Bau des Place Stanislas begonnen, der zu Ehren des französischen Königs Ludwigs XV., Schwiegersohn des ehemaligen polnischen Königs Stanilas, Herzog von Lothringen, errichtet werden sollte. Nach dem Tode Stanislas wurde der Platz ihm zu Ehren umbenannt.
Der Place de la Carrière entstand bereits Mitte des 16. Jahrhunderts und ersetzte die mittelalterlichen Stadtmauern. Sein Name geht auf seine Bedeutung als Austragungsort für Reitertuniere und Wettkämpfe zurück. Der dritte Teil des UNESCO-Ensembles, der Place d’Alliance wurde auf den Herzöglichen Gemüsegärten errichtet. In der Mitte des Platzes ist ein barocker Brunnen des Bildhauers Cyfflé angebracht, der ursprünglich für den Halbkreis der Carrière vorgesehen war. Er symbolisiert die Heilige Allianz zwischen Österreich-Ungarn und Frankreich und gab dem Platz den heutigen Namen.
Die "Neue Kunst"
Neben dem städtebaulichen Ensemble glänzt Nancy auch mit seinem kulturellen Erbe, denn der französische Jugendstil, die Art nouveau-Stilrichtung, hat hier Schule gemacht. Entstanden ist die "Ecole de Nancy" im Zuge des Deutsch-Französischen (bzw. preußisch-französischen) Krieges 1871. Im Zuge des deutschen Sieges wurden Elsass und das Departement Moselle durch die Deutschen annektiert. Viele Intellektuelle und Künstler lehnten die Annektion entschieden ab und flüchteten sich in die freie Stadt Nancy. In diesem besonderen Klima entstand die „Neue Kunst“, die Art nouveau. Noch heute lassen sich ihre Spuren durch die ganze Stadt verfolgen: Die Villa Majorelle, die Brasserie Flo Excelsior, die Handelskammer, Banken, Geschäfte, Stadtvillen sind nur ein paar der unzähligen sehenswerten Zwischenstopps auf dem Weg zum Museum der Ecole de Nancy und zum Musée des Beaux-Arts (Kunstmuseum), die einen Eindruck von der kreativen Kraft dieser Bewegung vermitteln.
Nancy ist zwar die Wiege des Jugendstils, aber nicht nur eine Stadt der Kunst, sondern vielmehr eine Stadt der lebendigen Kultur mit einer Staatsoper, einem Symphonieorchester, sechs Museen, verschiedenen Theatern u.v.m. Nicht zuletzt die rund 45 000 Studenten prägen das Bild der Stadt, die der Mittelpunkt des Departement Meurthe et Moselle ist. Direkt durch Nancy führt der namengebende Fluss Meurthe, dessen Ufer heute eine beliebte Ausflugsetappe sind.
Sehenswürdigkeiten
- Place Stanislas (Rathaus, Grand Théâtre usw.), Place de la Carrière, Place d’Alliance (alle Unesco-Welterbe): Laut Lonely Planet der 4. schönste Platz der Welt! Der Place Stanislas ist ein wunderschönes Beispiel des französischen Klassizismus. Er ist von feinsten, goldverzierten Schmuckgittern umgeben, zu denen sich majestätische Fontänen gesellen, und durch die goldenen Tore von Jean Lamour geschlossen. Er gehört in seinem Ensemble zum Weltkulturerbe der UNESCO. Absolutes Muss im Sommer: „Rendez-vous Place Stanislas“, die Ton- und Lichtschau auf den Fassaden des Place Stanislas von Mitte Juni bis September.
- Altstadt mit zahlreichen Jugendstilbauten: Die aus Mittelalter und Renaissance stammende Altstadt lädt mit ihren Gassen, kleinen Plätzen und skulptierten Häuserfassaden ein zum Schlendern. Ein angenehmes Wirrwarr kleiner Boutiquen und Straßencafés, nur wenige Schritte von dem Place Stanislas entfernt!
- Museum der schönen Künste: Die Mauern des 1793 gegründeten und in einem der Pavillons an der Place Stanislas untergebrachten Museums zeugen von der Architektur und der städtischen Entwicklung von Nancy. Die verschiedenen Kunstströmungen des 14. bis 21. Jahrhunderts sind hier vertreten. In den Gemäldesammlungen finden sich Namen wie Perugino, Tintoretto, Caravaggio, Rubens, Delacroix, Monet, Modigliani, Dufy, Picasso… Eine Dauerausstellung ist dem berühmten Architekten des 20. Jhd. Jean Prouvé gewidmet.
- Jugendstilmuseum (Musée de l’Ecole de Nancy), Lothringer Museum (Musée Lorrain), Kunstmuseum mit der Sammlung Daum
- Botanischer Garten mit 12.000 Pflanzenarten
- Stadtteil- und Trödelmärkte
- Yachthafen mit seinen Wassergärten
- gastronomische Spezialitäten: Bergamotte, Quiche Lorraine, Macarons und Mirabellen. Eine exklusive Spezialität der Herzogsstadt ist das Bergamotte-Bonbon. Diese goldene, durchsichtige Süßigkeit ist Mitte des 19. Jh. aus der gelungenen Verbindung von gekochtem Zucker und natürlichem Bergamotte-Öl entstanden. Die Makrone von Nancy hingegen verdankt ihren Ursprung zwei Benediktiner-Nonnen, die später die „Makronen-Schwestern“ genannt wurden. Ihr Fabrikationsgeheimnis wird sorgfältig bewahrt und im Laufe der Jahrhunderte übermittelt.
Nancy entdecken
Nancy City Pass: Der City Pass beinhaltet eine Stadtführung (geführt oder mit Audio-Führer), eine 24h-Karte für die öffentlichen Verkehrsmittel, Ermäßigungen für den Radverleih und vieles mehr. Er ist für 12€ im Fremdenverkehrsamt oder online erhältlich.
Nancy Museums Pass: Der Pass ist 10 Tag lang gültig und ermöglicht Ihnen den Besuch der nachstehenden 6 Museen für jeweils 15€: Musée de l’Ecole de Nancy, Musée Lorrain, Musée des Beaux-Arts,
Stadtrundgänge: Das Fremdenverkehrsamt von Nancy bietet geführte Stadtrundgänge auf Französisch (Erwachsene 9€, Kinder 4,50€) sowie Audio-Führer (7€ pro Person, auch in Deutsch).
Stadtrundfahrten: Ein kleiner Touristenzug fährt von Mai bis September vom Place de la Carrière durch das historische Zentrum und die Altstadt von Nancy. Diese kommentierte Rundfahrt (auch in Deutsch) dauert 40 Minuten und kostet pro Erwachsenen 7€, für Kinder 5€. Stadtrundfahrten sind auch mit dem Kleinbus oder Taxi möglich.
Nancy Greeters: Einwohner von Nancy zeigen Ihnen Ihre Stadt. Die Greeter sind alles ehrenamtliche Stadtführer, die Sie gern mitnehmen auf eine kostenlose Entdeckungstour durch die Stadt.
Veranstaltungen
Internationales Chorfestival (Mai, alle 2 Jahre): Alle 2 Jahre, das nächste Mal im Mai 2018, findet das internationale Chorfestival in Nancy statt. Seit 1979 kommen alle zwei Jahre die 150 besten Chöre aus aller Welt zusammen.
Rendez-vous Place Stanislas (im Sommer): Jeden Abend wird im Sommer die Place Stanislas zum Schauplatz für eine großartige Lichtershow mit Videoprojektionen.
Nancy Jazz Festival (Oktober): Jährlich im Oktober findet in Nancy eines der bedeutendsten Musikfestivals Ostfrankreichs statt. Neben selbstverständlich Jazz, kommen auch Blues, Rock, der Chanson, aber auch elektronische Musik nicht zu kurz.
Nikolausfest (Anfang Dezember): Seit dem Mittelalter feiert man in Lothringen den 6. Dezember, das Nikolausfest. In Nancy wird der Heilige ein ganzes Wochenende lang gefeiert: zwei Tage voll Musik, Paraden, Lachen und Lichter sowie überwältigendem Feuerwerk auf der Place Stanislas, einem Umzug mit rund 60 Wagen, Pauken und Fanfaren und selbstverständlich dem Verteilen von Lebkuchen und Bonbons an brave Kinder…
Restauranttipp
Im Restaurant Transparence (1 Michelin-Stern) könne Gäste dem Chefkochs Patrick Fréchin in seiner offenen Küche beim Kochen zusehen. Wenn man sich nicht auf der Terrasse niederlässt, kann man die Zubereitung der farbenfrohen Gerichte Schritt für Schritt nachverfolgen.
Kunstspaziergang durch die Wiege des Jugendstils
Die Wurzeln des Jugendstils in Nancy liegen in dem Wunsch, "Kunst für alle", "in allem" zu schaffen, ohne zwischen kleinen und großen Künsten zu unterscheiden. Und in der Faszination für die Pflanzenwelt. Das sieht man bei einem Spaziergang durch die Neustadt, wo jeder Winkel dazu einlädt, die Augen zu öffnen: das Museum der Ecole de Nancy und sein Jugendstil-Interieur, die blumengeschmückten Fassaden der Häuser im Thermalviertel, die Gebäude im Stadtzentrum mit ihren Schriftrollen, wie die Brauerei Excelsior, oder die Sammlungen von Daum, der angesehenen Kristallfabrik des Museums der Schönen Künste...
Barrierefreier Tourismus
Das Fremdenverkehrsamt von Nancy bemüht sich um einen barrierefreien Tourismus. Es stellt verschiedene Unterlagen und Systeme zur Verfügung, so unter anderem:
- Tastplan: Einen Reliefplan zum Tasten mit Beschriftung in Brailleschrift im Format A3 ist mit einem Multimedia-Computer verbunden und verfügt über eine Stimmansage für blinde Mitbürger sowie eine Sichtanzeige auf dem Bildschirm des Computers für sehbehinderte Mitbürger, wenn man auf den Tastplan klickt.
- Vergrößerter Stadtplan für sehbehinderte Personen: ein vergrößerter, kontrastreicher und vereinfachter Stadtplan ist am Empfang erhältlich.
- Barrierefreiheit für gehbehinderte Personen: Das Fremdenverkehrsamt stellt in ihrer Bewegungsfähigkeit beeinträchtigten Personen auch zwei Rollstühle zur Verfügung.
- Nahverkehr: Es verkehren insgesamt 28 Bus und Straßenbahnlinien, von denen ein Großteil barrierefrei zugänglich ist. Welche Linie und Stationen dies im Einzelnen sind, zeigen die Linienfahrpläne, die Sie hierals PDF-Datei herunterladen können (S. 17 - 37). Die Busse sind gut sichtbar gekennzeichnet als "Ligne aménagée" Ergänzend zum öffentlichen Verkehrsnetz, können Menschen mit Geh- ode Sehbehinderungen den Fahrdienst Handistan nutzen. Hierfür ist eine Reservierung nötig, die mindestens 12 Stunden vor in Anspruchnahme des Services erfolgen muss. Dies kann telefonisch unter der Nummer 0033 83 51 05 43 vorgenommen werden. (Montag - Freitag, 07:00 - 17:45 Uhr. Fahrten am Wochenende müssen bereits am Freitag angemeldet werden.) Es gelten die Tarife des Nahverkehrs, die "normalen" Fahrkarten des Verkehrsbetriebs sind gültig.
Anreise
Mit dem Zug
- Verbindungen ab Strasbourg in 1h15
- Mit dem TGV ab Paris in 1h30
Mit dem Flugzeug
- regionaler Flughafen Metz-Nancy Lorraine: 30 Min. vom Stadtzentrum
Mit dem Auto
- Autobahnen: A31, A33, A4
- Nationalstraßen: N4 (300 km von Paris), N57, N74
Weitere Informationen
Office de Tourisme de Nancy (Fremdenverkehrsamt Nancy) Place Stanislas F-54000 Nancy Tel.: +33 (0)3 83 35 22 41 Email: tourisme@ot-nancy.fr
Von Anne-Claire Delorme
Journalistin und Globetrotterin anneclairedelorme@yahoo.fr