Picardie und das Département Aisne im 1. Weltkrieg

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© dessirier

Lesezeit: 0 MinVeröffentlicht am 26 Februar 2014

Von der Gegend rund um Saint-Quentin bis Château Thierry gibt es im Departement Aisne zahlreiche Erinnerungsorte des Ersten Weltkriegs. Von den ersten Kämpfen 1914 über die deutsche Offensive von 1918 bis zur furchtbaren Offensive am Chemin des Dames 1917 starben zehntausende Soldaten. Ihnen wird in der Gegenwart vom Departement Aisne eine Hommage erwiesen.

Chemin des Dames

Am 14. September 1914 stabilisiert sich die Front dank des Einsatzes der britischen Truppen auf dem Chemin des Dames, der somit der Schauplatz zahlreicher Angriffe wird: Besonders markant sind die Offensive des General Nivelle im April 1917 und die deutsche Offensive im Mai 1918. Heute befinden sich im Freiluftmuseum Chemin des Dames zahlreiche Denkmäler zu Ehren der afrikanischen Schützen, der britischen Truppen, der baskischen Regimenter wie auch der deutschen Truppen. Auf dem Plateau de Californie steht die mehr als 4 m hohe Bronzeskulptur “Ils n’ont pas choisi leur sépulture” (dt. Sie haben ihr Grab nicht gewählt), ein Werk von Haïm Kern.

Gleich in der Nähe befinden sich die Ruinen des früheren Dorfes Craonne, das 1914 besetzt und 1917 durch massive Bombardements zerstört wurde. Es wurde durch das berühmte Craonne-Lied bekannt, das von den Meutereien handelt, die auf die verheerende französische Offensive folgten.

Im Wald kann man heute noch die Überreste der Schützengräben sehen; eine Beobachtungswarte aus Holz bietet einen Panoramablick über die Täler des Departements Aisne und den Fluss Ailette.

Etwas weiter im Westen befindet sich die Drachenhöhle, ein Museum des Chemin des Dames. Es handelt sich um einen ehemaligen Kalksteinbruch, der ca. 14 m tief unter der Erde liegt und während des Krieges in eine unterirdische Kaserne umgewandelt wurde. Diese wichtige Stätte liefert ein ergreifendes Zeugnis über das Leben der Soldaten.

Wenige Kilometer entfernt befinden sich heute im rekonstruierten Dorf Cerny-en-Laonnois deutsche und französische Grabfelder, eine Gedenkkapelle und ein britisches Denkmal zu Ehren der “Lancashire Boys”.

Die Besetzung

Jenseits des Chemin des Dames erschüttern schreckliche Kämpfe das gesamte Soissonnais-Plateau, wobei sich die schlimmsten Ungerechtigkeiten ereignen. Davon zeugt das Monument der 6 Märtyrer von Vingré in Erinnerung an diese sechs Soldaten, die am 4. Dezember 1914 zum Exempel hingerichtet wurden. Sie wurden 1921 rehabilitiert.

Ab September 1914 besetzt die deutsche Armee die Städte nördlich der Front und löst eine massive Abwanderung der Zivilbevölkerung aus. Die Städte Saint-Quentin, Laon und Coucy-Le-Château dienen als Hauptquartier und Plattformen für den Schienenverkehr zur Erneuerung des Materials. Das Fort de Condé wird für ein Lazarett requisitioniert.

1916, nach der ersten Somme-Schlacht, bereiten die Deutschen einen Rückzug auf eine ausgebaute Stellung vor. Die 138 km lange Siegfriedstellung oder Hindenburglinie wird im hinteren Frontabschnitt angelegt. Im März 1917 leiten die deutschen Streitkräfte einen Rückzug auf die Siegfriedstellung ein, nachdem sie ganze Städte und Dörfer zerstört haben, u.a. den mittelalterlichen Bergfried von Coucy-le-Château.

Ehrung der alliierten Truppen

Im Frühjahr 1918 kommt die amerikanische Verstärkung in der Gegend um Château Thierry an. Davon zeugen heute das eindrucksvolle Amerikanische Ehrenmal Château-Thierry, das Erinnerungsmuseum von Belleau, der “Bois de la Brigade Marine” (dt. der Wald der Marines-Brigade) und der amerikanische Friedhof des Bois de Belleau. Der Friedhof Oise-Aisne de Seringes-et-Nesle in der Nähe von Fère-en-Tardenois befindet sich an jener Stelle, wo die 42. amerikanische Division, die sog. “Rainbow Division” gekämpft hat.

Dem Dorf Coulanges-Cohan wurde von der Familie Roosevelt ein riesiger Springbrunnen geschenkt, um den Einwohnern dafür zu danken, dass sie das Grab von Quentin Roosevelt, dem jüngsten Sohn des Präsidenten Theodor Roosevelt, der am 14. Juli 1918 gefallen war, mit Blumen geschmückt hatten.

Die 2. Marne-Schlacht beginnt am 15. Juli 1918 auf Höhe des Waldes von Villers-Cotterêts. Das Totendenkmal aus rosa Granit “Die Geister” von Paul Landowski auf dem Hügel Butte Chalmont zollt den tausenden alliierten Soldaten Tribut, die am 18. Juli 1918 die Offensive zum Durchbruch der deutschen Front auslösten. Nach einer Reihe von Offensiven und Gegenoffensiven im März 1918 geben die Alliierten erst am 18. September 1918 den Befehl zum entscheidenden Angriff auf die Siegfriedstellung. Die australischen und britischen Truppen der Vorhut beginnen mit dem Angriff. Sie erhalten Verstärkung durch die amerikanischen Einheiten, und am 29. September 1918 wird der endgültige Angriff gestartet.

Auf dem amerikanischen Friedhof “Somme-Aisne” von Bony sind 1844 Soldaten begraben, die zum Teil in den Kämpfen von September/Oktober 1918 während des Durchbruchs der Siegfriedstellung gefallen waren. Ein Denkmal für die 4. australische Division wurde auf der Anhöhe im Nordwesten der Gemeinde Bellenglise, dem Ort ihrer letzten Schlacht, errichtet.

Waffenstillstand und Wiederaufbau

Am 7. November 1918 um 20.20 Uhr kamen 4 Fahrzeuge, in denen die deutsche Delegation, die mit den Verhandlungen zum Waffenstillstand beauftragt war, in der Gemeinde La Flamengrie in der Nähe von La Capelle an. Der Waffenstillstand wird besiegelt und markiert den Beginn der Verhandlungen und das Ende der Kampfhandlungen. Das steinerne Denkmal La Pierre d’Haudroy wurde an dieser Stelle als Andenken an dieses Ereignis errichtet. Der Waffenstillstand wird letztendlich am 11. November 1918 in Compiègne unterzeichnet. Nach dem Waffenstillstand lässt Frankreich auf dem deutschen Friedhof von Saint-Quentin zahlreiche Soldaten begraben. Auf diesem Friedhof, der von Kaiser Wilhelm II finanziert und 1915 eingeweiht wurde, liegen heute 8229 Soldaten begraben.

Nach dem Ende der Kampfhandlungen konnte das Département Aisne auf das weitere Engagement von Anne Morgan und den Amerikanerinnen des “Amerikanischen Komitees für die zerstörten Regionen” zählen, die vom Château de Blérancourt aus der Zivilbevölkerung ihre Hilfe zukommen ließen und Lebensmittel verteilten, Schulen, Krankenhäuser und Bibliotheken gründeten sowie Flüchtlinge betreuten. Das Departement Aisne wurde durch den Krieg zu einem internationalen Gebiet und musste auf Arbeitskräfte aus zahlreichen Ländern zurückgreifen, um seinen langsamen Wiederaufbau einzuleiten. Arbeiter aus Indochina, Italien, Spanien und Polen entminten die Felder und richteten die Ruinen des “eingeebneten Landes” auf, wie es vom Schriftsteller Roland Dorgelès bezeichnet wurde.

Von France.fr

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