Nach seinem fast einjährigen Exil auf der Insel Elba bricht der entthronte Napoleon im März 1815 mit einem mehr als 1000 Mann starken Heer nach Paris auf, um erneut den Gipfel der Macht zu erklimmen. Dieser Weg entlang der Route nationale 85 wird als "Route Napoléon" bezeichnet und ist eine beliebte Reiseroute.
Nach seinem fast einjährigen Exil auf der Insel Elba bricht der entthronte Napoleon im März 1815 mit einem mehr als 1000 Mann starken Heer nach Paris auf, um erneut den Gipfel der Macht zu erklimmen. Von Portoferraio aus setzt er auf das französische Festland über und begibt sich forschen Schrittes innerhalb von sechs Tagen vom provenzalischen Küstenort Vallauris Golfe-Juan ins 335 Kilometer entfernte Grenoble.
Den Spuren dieses auch als Vol d’Aigle (Adlerflug) bekannten Gewaltmarsches, benannt nach dem napoleonischen Wappenadler, folgt heute in groben Zügen die als Route Napoléon bekannte Fernverkehrsstraße Route Nationale 85.
In vier Departements der beiden Regionen Provence-Alpes-Côte d’Azur und Rhône-Alpes begegnet man einer urgewaltigen Landschaft. Mit lilafarbenen Lavendelfeldern, sattgrünen Wiesen, türkisblauen Bergseen, aschbraunen Geröllhängen und schneeweißen Berggipfeln bietet die Route Napoléon Wanderern, Radtouristen und vor allem Wohnmobilisten ein opulentes Farbenspiel.
Provenzalisches Raffinement zwischen Vallauris Golfe-Juan und Sisteron
Startpunkt der Route Napoléon ist Vallauris Golfe-Juan, wo alljährlich am ersten Märzwochenende am Strand die Landung Napoleons auf dem französischen Festland mit Militärparaden und Seeschlachten gefeiert wird. Nur wenige Autominuten entfernt in westlicher Richtung liegt Cannes, Filmmetropole an der Côte d’Azur und zugleich Sinnbild von Luxus, Jetset und Aristokratie. Jedes Jahr im Mai finden hier die weltberühmten Internationalen Filmfestspiele im Palais des Festivals et des Congrès statt, welcher an der prachtvollen Strandpromenade Boulevard de la Croisette liegt. Darüber hinaus lohnt ein Besuch von Cannes pittoreskem Altstadtviertel Le Suquet. Ein Fest für die Sinne erlebt man in der Markthalle von Forville.
Einen weiteren Ort mit weltweitem Renommee erreicht man nach nur wenigen Kilometern Richtung Norden: die Parfümmetropole Grasse. Dieser olfaktorische Schmelztiegel bietet Hobby-Parfümeuren die Möglichkeit, in einem der drei großen Dufthäuser Molinard, Fragonard und Galimard ihren eigenen Duft zu kreieren.
Weiter führt der Weg in das verträumte Dörfchen Séranon, in dem das Château de Broundet Napoleon als Nachtlager diente. Auch wenn davon heute nur noch eine Ruine erhalten ist, so bietet sich Touristen mittels eines kleinen Umwegs ganz in der Nähe auf dem Château de Trigance dennoch die Möglichkeit, in fürstlichen Gemächern zu nächtigen.
Die von einer 184 Meter hohen Kalkfelswand dominierte Ortschaft Castellane liegt etwas weiter nördlich an den Toren der Gorges du Verdon, welche als eine der tiefsten und atemberaubendsten Schluchten Europas gilt und zum spektakulären Stausee Lac de Sainte-Croix führt. Besonders im Hochsommer zur Zeit der Lavendelblüte sollte man dem Kurort Digne-les-Bains einen Besuch abstatten. Jeden August feiern Einheimische und Touristen hier den ausgelassenen Lavendelkorso sowie die Lavendelmesse. Über Sisteron verlässt man schließlich die Provence. In der Zitadelle des Ortes wird in Form eines kleinen Museums an Napoleons Aufenthalt erinnert.
Alpine Erhabenheit zwischen Gap und Grenoble
Auf dem Weg in die Dauphiné nach Grenoble kommt man vorbei an der Stadt Gap, wo alljährlich im Juli beim Internationalen Folklorefestival ausgelassen getanzt und gefeiert wird. Über der Stadt thront die Domaine de Charance, eine 220 Hektar große Parkanlage, von der man einen weitläufigen Blick auf die sich erhebende Alpenkulisse genießen kann. Kulinarischen Gelüsten kann man im Anschluss unter anderem in der Molkerei Laitière du Col Bayard oder in La Mure mit seiner bekannten Murçon, einer groben Kochwurst mit Kümmel und Fenchel, frönen.
Umrahmt vom Massif du Dévoluy breiten sich vor den Besuchern auf der Route Napoléon idyllisch gelegene Bergseen wie der Grand Lac du Laffrey sowie der Lac du Sautet aus. Kurz bevor man die pulsierende Metropole Grenoble erreicht, passiert man den kleinen Ort Vizille, dessen majestätisches Schloss bis 1975 Sommerresidenz der französischen Staatspräsidenten war und heute das Musée de la Révolution française beherbergt.
Ziel der napoleonischen Tour ist schließlich das von den Gebirgen Grande Chartreuse und Vercors eingekesselte Grenoble, zentrales Wirtschaftszentrum und mit seinen drei Universitäten Bildungsschmiede zugleich. Ein genauer Blick auf das städtische Treiben lohnt nicht nur beim genüsslichen Verweilen in einem Café auf der zentralen Place Grenette, sondern auch aus der Vogelperspektive von der Fort de la Bastille. Diese sich 264 Meter über der Stadt erhebende ehemalige Festungsanlage ist mit den „bulles“, einer aus kugelförmigen Kabinen bestehenden Seilbahn, zu erreichen und bietet einen grandiosen Panoramablick.
Besondere Hinweise für Wanderer und Wohnmobilisten
Auch wenn keine durchgängig beschilderte Wanderroute der gesamten Route Napoléon existiert, so wurde 2011 doch ein 52 Kilometer langer Abschnitt zwischen Castellane und Digne-les-Bains als offizieller Wanderweg GR 406 mit einer weiß-roten Streifenmarkierung eröffnet. Für diese auch als „La Voie Impériale“ bekannte und sowohl zu Fuß als auch zu Pferd begehbare kaiserliche Route sollte man drei bis vier Tage einplanen. Eine ausführliche Streckenbeschreibung findet sich im offiziellen Topoguide „La Haute Provence par les Gorges du Verdon“ vom französischen Wanderverband.
Entlang der Route Napoléon gilt es zahlreiche Höhenunterschiede auf teilweise recht engen serpentinenartigen Straßen zu überwinden. Vor Reiseantritt sollte man daher bei seinem Fahrzeug Bremsen und Bremsflüssigkeit gründlich überprüfen. Neben einer ausreichenden Motorisierung sollte bei Wohnmobilen zudem auf Gesamtgewicht und Maße geachtet werden. Für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen und 2,60 Meter Höhe muss bei der Talabfahrt von Laffrey nach Vizille (Rampe de Laffrey) eine Ausweichstrecke befahren werden. Für große Wohnmobile empfiehlt sich, die Route Napoléon ab Sisteron zu verlassen und der D 1075 bis Grenoble zu folgen.
Trotz seiner sechs Pässe und maximal 1248 Höhenmetern kann die Route theoretisch ganzjährig befahren werden; für eine touristische Erkundung bietet sich jedoch der Zeitraum März bis Oktober an. Vorsicht! Auf der gesamten Strecke werden Geschwindigkeitskontrollen mit fest installierten Radarkameras durchgeführt. Detaillierte Informationen zu maximal zulässigen Höhen bei Brücken und Tunnels findet man im Straßen- und Reiseatlas Frankreich von Michelin; Angaben zu Camping- und Stellplätzen für Wohnmobile liefert der pro mobil Stellplatz-Atlas Frankreich.
Von Redaktion
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