Das „MuSaMa“ erzählt die Geschichte eines Produktes, das weltweit bekannt und für die provenzalische Kultur unerlässlich ist.
Auf die Initiative von Jean-Bapiste und Coralie Jaussaud hin, hat das MuSaMa (steht für Musée du Savon de Marseille) seine Tore in der ältesten Straße der Stadt geöffnet - nur wenige Schritte vom Alten Hafen entfernt. Als dynamische Unternehmer der Seifenherstellung wollten sie dem „symbolträchtigen Seifenwürfel“ von Marseille einen ganz eigenen Ort widmen. Jean-Baptiste, in Marseille geboren, hat einen Abschluss im Bereich Recht und Verwaltung und ist auch Präsident des nationalen Konservatoriums der Marseille-Seife.
In die Haut eines Seifenherstellers schlüpfen
Auf 413 Quadratmetern und in insgesamt vier Sälen können Besucher das Museum spielerisch erkunden und auch ihre Qualitäten als „Savonnier“ erproben. Das Museum stellt die Geschichte und den Prozess der Seifenherstellung nach - mit Videos, unveröffentlichten Dokumenten, wie beispielsweise den ersten Werbeplakaten der Seife, mit historischen Gegenständen, die zur Seifenherstellung dienten, oder auch anhand einer typischen Küche aus dem 19. Jahrhundert. Mithilfe einer App werden die Inhalte in acht verschiedene Sprachen übersetzt. Der Schwerpunkt der temporären Ausstellungen des Museums liegt eher bei den neuen Technologien und Besucher können diese Themen mit Virtual-Reality-Helmen erkunden.
Der Historiker Patrick Boulanger, Museologe des MuSaMa, ruft uns die historischen Daten der Seifenherstellung in Erinnerung: „Im 13. Jahrhundert eröffnet Marseille kleine Ateliere, in denen Öle aus der Provence in Kombination mit Natronlauge (hergestellt aus verbrannten Pflanzen) zur warmen Verseifung verwendet werden. 1688 erlässt Ludwig XIV Verordnungen zur ausschließlichen Seifenherstellung aus reinem Olivenöl - jegliche andere Fettbestandteile, wie beispielsweise tierische Fette, werden verboten. Die Seifenhersteller lassen Ölivenöl aus Kreta und Italien liefern.“
Mindestens 72% pflanzliches Öl
Nach und Nach wird das Ölivenöl durch Sonnenblumen-, Mohn- oder Sesamöl ersetzt. Etwa ab dem Jahre 1825 verwenden die Seifenhersteller künstliche Natronlauge, dann Natronlauge auf Ammoniakbasis von Solvay. Schließlich legt der Chemiker François Merklenden Pfanzenantei l auf mindestens 72 % fest, ergänzt durch Natronlauge und Wasser.
Bis heute bleiben drei traditionelle Seifenhersteller in Marseille bestehen
Diese präzise Mischung ist noch heute gültig und mit der Hilfe eines „Maître Savonnier“ können Besucher des Museums ihre eigene, traditionelle Seife vor Ort herstellen. "Heute gibt es nur noch drei traditionelle Seifenhersteller in Marseille, die den Kochvorgang in Heizkesseln durchführen: Le Sérail, Fer à Cheval und La Corvette“, erläutert der Historiker. Die Savonnerie du Midi, die die Marke La Corvette herstellt, hat ebenfalls entschieden, dem kleinen Marseiller Seifenwürfel ein Museum zu widmen. Die Eröffnung der Fabrik im Quartier des Aygalades, einem Viertel im 15. Arrondissement von Marseille, ist für diesen Sommer geplant.
Fälschungen
Grün für die Körperreinigung, beige (durch die Farbe des Kopraöls) für die Wäsche - die Seife aus Marseille ist sowohl ökologisch, als auch preiswert! Der Konkurrenzkamp mit synthetischen Produkten ist jedoch hart. Auch muss man bei dem Kauf der Seife vorsichtig sein, da 95 % der Seifen, die unter dem Beinamen „de Marseille“ verkauft werden, in China oder in der Türkei hergestellt wurden. Ein Grund mehr, die echte Marseille-Seife vor Ort zu erkunden!
Von Catalina Cueto
Freie Journalistin, spezialisiert auf Reisen