Im Loiretal gibt es nicht nur berühmte Schlösser zu sehen. Pierre Deslai, Geograf und Autor des Buches „Le Val de Loire, géographie curieuse et insolite“, verrät uns einige seiner Lieblingsorte im Loiretal, dessen wunderschöne Landschaft seit dem Jahr 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
Die Kanalbrücke Briare
Brücken im Allgemeinen üben eine gewisse Faszination auf mich aus und so begeistert mich natürlich auch ganz im Speziellen dieses Bauwerk, auf dem ein Kanal über die Loire geleitet wird. Die Kanalbrücke Briare war lange Zeit hindurch die längste Kanalbrücke der Welt (662 m). Ihre mit Skulpturen verzierten Laternenpfähle und Obelisken vereinen Eleganz mit hemmungsloser Maßlosigkeit. Vor ihrer Inbetriebnahme Ende des 19. Jahrhunderts mussten die Schiffe, die auf dem Loire-Seitenkanal fuhren, auf der Höhe einer gefährlichen Passage, die von den Schleusen von Mantelots bis zu den Schleusen von Combles reicht, in das flussaufwärts liegende Flussbett zurückkehren. Dieses Teilstück eignet sich ideal für einen wunderschönen Spaziergang zum Abschluss Ihres Ausflugs im Departement Loiret.
Die Sablonnières-Schützengräben
Auch im Loiretal hat es während des Ersten Weltkriegs Schützengräben gegeben! Aber natürlich handelt es sich dabei nur um einen Trainings-Stützpunkt der damaligen französischen Armee. Die Schützengrabenanlage befindet sich im Hinterland auf den Anhöhen von Chambon-sur-Cisse, mitten im Wald von Blois. Lange unbeachtet wurde sie erst kürzlich von einem lokalen Historiker wiederbelebt, der gerne mit Ihnen an Ort und Stelle die beeindruckende Geschichte dieses auf den ersten Blick unscheinbar wirkenden Geländes zu neuem Leben erweckt. Für alle, die gastronomische Entdeckungen bevorzugen, ist der Wald der perfekte Ort für einen Verdauungsspaziergang nach einem köstlichen Essen im Gourmetrestaurant Assa - einem echten Geheimtipp für Feinschmecker.
Von Candes-Saint-Martin nach Monsoreau
Zwischen Anjou und Touraine liegen inmitten der Weinfelder entlang der Loire die beiden malerischen Dörfer Candes-Saint-Martin und Montsoreau. Spazieren Sie vom Schloss Montsoreau durch die engen Gassen des Ortes und die Hügel von Tuffeau hinauf bis nach Candes-Saint-Martin und seiner bewundernswerten Stiftskirche. Von hier aus bietet sich ein atemberaubender Panoramablick auf den Zusammenfluss der Loire und der Vienne.
Doué-la-Fontaine
Auf der Ausflugsroute vom weißen Renaissanceschloss Brézé über die etwas weiter entfernten Dörfer Trôo und Bourré bis zu den immensen Wein- und Sektkellereien von Saumur nimmt Doué-la-Fontaine einen ganz besonderen Platz unter den zahlreichen Höhlenfundstätten der Region ein. Zwei Sehenswürdigkeiten, von denen die eine die andere ergänzt, sollten Sie auf keinen Fall versäumen. Die erste sind die sogenannten Caves-Cathédrales (dt. Höhlendome) des ehemaligen Falun-Steinbruchs Les Perrières, dessen Gestein aus fossilen Muschelbruchablagerungen besteht, mit ihrer märchenhaft anmutenden Szenografie. Die zweite Sehenswürdigkeit ist die abenteuerliche Höhlenfundstätte „Troglodytes et Sarcophage“, deren 1.500-jährige Geschichte während einer Führung von einem überaus humorvollen Guide erzählt wird. Des Weiteren erwarten Sie unweit der geheimnisvollen Skulpturenhöhle von Denezé-sous-Doué, in der Stadt selbst, die Überreste eines Palastes aus der Karolingerzeit und sogar ein zum Teil im Fels angesiedelter Zoo.
Die Schieferbrüche von Trélazé
Die Schieferbrüche von Trélazé waren die letzten noch aktiven Schieferbrüche Frankreichs. Ihr Betrieb wurde erst im Jahr 2014 eingestellt. Heute ist das fast 4 km lange Gelände direkt vor den Toren von Angers ein überaus schöner Park mit künstlichen Hügeln, gefluteten Steinbrüchen und ehemaligen Fördertürmen. Der Loire-Radweg macht einen kleinen Abstecher in den Park und wer das Loire-Ufer ganz verlassen möchte, hat die Möglichkeit von Angers aus entlang des Mayenne-Treidelpfads weiterzufahren.
Die Anjou-Inseln
Béhuard, südwestlich von Angers, ist ein ganz besonderes Dorf, denn es befindet sich auf einer Insel. Wer das weiß, ist nicht überrascht, bei seiner Ankunft in dieser hübschen kleinen Ortschaft den Hinweis „außer bei Hochwasser, kann das Dorf zu Fuß besichtigt werden“ zu lesen. Die Chalonnes-Insel, auf der es ein überraschendes Lenin-Museumscafé gibt, ist mit 10 km die längste Insel der Loire. Sie reicht bis zum Dorf Montjean-sur-Loire, in dem es interessante Überreste von Kalkofenanlagen und des kuriosen Förderturms eines ehemaligen Kohlebergwerks zu entdecken gibt. All diese kaum bekannten Sehenswürdigkeiten haben die Geschichte des Loiretals mitgeprägt.
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Von Pierre Deslais