Urlaub abseits vom Massentourismus: Xavier Veilhan führt uns durch die Villa Noailles

Côte d'AzurKultur und Kulturerbe

Villa Noailles, en la Costa Azul
© Olivier Amsellem

Lesezeit: 0 MinVeröffentlicht am 27 Juli 2023

Hyères an der Côte d’Azur. Mildes Klima, Palmen, das kristallklare Wasser des Mittelmeers. Alles ist da – sogar etwas, mit dem wir nicht gerechnet hatten: die Villa Noailles. In der für ein Mäzenenpaar in den 1920er Jahren vom Architekten Robert Mallet-Stevens entworfenen Villa waren die größten Künstler der damaligen Zeit zu Gast, von Man Ray bis Giacometti. Die Villa wurde restauriert und ist heute ein angesehenes Kunstzentrum, das vor allem bekannt ist für sein internationales Mode- und Fotografie-Festival. Wir haben den Künstler Xavier Veilhan gebeten, uns durch dieses Haus zu führen, das er gut kennt: Er hat hier 2015 den Film „Vent Moderne“ gedreht.

Die Villa Noailles liegt zwischen Kiefern versteckt
© Stéphane Ruchaud, 2017 - Die Villa Noailles liegt zwischen Kiefern versteckt

Ich habe die Villa Noailles im Jahr 2008 anlässlich der Ausstellung über Erwan und Ronan Bouroullec kennen gelernt. Ich hatte das Glück, in einem der Gästezimmer übernachten zu dürfen. Das war ein unglaubliches Erlebnis.

Die Villa Noailles: Weiß und rechteckige Winkel überall
© Romain Laprade, 2017 - Die Villa Noailles: Weiß und rechteckige Winkel überall

Die Villa Noailles basiert auf architektonischen Kompromissen, Mehrdeutigkeiten. Sie nicht perfekt, und genau das finde ich schön. Sie spiegelt die schwierige Beziehung zwischen Robert Mallet-Stevens und den Noailles wider.

Fassade der von Robert Mallet-Stevens entworfenen Villa
© Romain Laprade, 2017 - Fassade der von Robert Mallet-Stevens entworfenen Villa

Als Künstler haben wir das Glück, an Orten zu arbeiten, die normalerweise nur für Besichtigungen zugänglich sind. Für die Dreharbeiten von „Vent Moderne“ hatten wir freie Hand. Wir durften alle Ecken des Hauses erkunden: Jean-Pierre Blanc, der Direktor der Villa Noailles, vertraute uns.

Im Mittelmeergarten
© Stéphane Ruchaud, 2017 - Im Mittelmeergarten

Mir gefällt die Verbindung zwischen dem Haus und der Natur. Die mediterrane Vegetation, das Licht des Südens, der Wind, der einen trunken machen kann. Während der Dreharbeiten war es sehr windig. Die schönen Bäume, die sich in Bewegung befindliche Vegetation zu filmen, war magisch. So entstand der Titel des Films: „Vent Moderne“.

Der Garten und die Aaußenmauer der Villa Noailles
© Olivier Amsellem, 2015 - Der Garten und die Aaußenmauer der Villa Noailles

Vor dem Haus mit den kubistischen Volumen führen große rechteckige Öffnungen in der Außenmauer ins Nichts. Dies ist für mich einer der gelungensten Teile der Villa Noailles: Diese wunderschönen gerahmten Ausblicke auf die Landschaft.

Der kubistische Garten der Villa
© Stéphane Ruchaud, 2017 - Der kubistische Garten der Villa

Der dreieckige kubistische Garten gehört zu meinen Lieblingsorten in der Villa Noailles. Dieser zwischen weißen Mauern am Bug des Hauses eingeschlossene Garten ist das Werk des Architekten und Landschaftsarchitekten Gabriel Guevrekian.

Ein Wanduhr von Francis Jourdain
© Romain Laprade, 2017 - Ein Wanduhr von Francis Jourdain

Die Villa enthält viele bemerkenswerte Details, wie diese Wanduhr von Francis Jourdain, die man in jedem Raum findet. Die Noailles hatten sich an die avantgardistischsten Designer der damaligen Zeit gewandt, wie an Jean Prouvé für die Fenster und Türen und an Louis Barillet für eine Glasdecke.

Standbild aus dem Film „Vent Moderne“, 2015. HD-Film, schwarzweiß.
© ©Stéphane Perche ©Veilhan ©Mallet-­Stevens /ADAGP Paris, 2018 - Standbild aus dem Film „Vent Moderne“, 2015. HD-Film, schwarzweiß.

Der Film „Vent Moderne“ ist eine phantastische Reise in Schwarzweiß durch verschiedene von Robert Mallet-Stevens entworfene Bauwerke: die Villa Noailles, das Hôtel Martel in Paris und die Villa Cavrois in Croix. Diese Orte und ihre modernistische Architektur inspirieren mich. Mich begeistern die zwei Aspekte der Modernität: Sie ist oniristisch und praktisch zugleich. Diese Inspiration haben wir ein wenig verloren.

Von Maryse Quinton

Architekturjournalistin und -autorin in Paris.

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