Wie es kommt, dass ich in Cannes war und keinen einzigen Star gesehen habe ...

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Cannes bei Sonnenuntergang
© RossHelen / Istockphoto - Cannes bei Sonnenuntergang

Lesezeit: 0 MinVeröffentlicht am 8 November 2017

Die beste Art und Weise, einen Ort zu besichtigen, kann darin bestehen, sich ihm auf Umwegen anzunähern. Manchmal muss man sein Programm einfach über den Haufen werfen und sich überraschen lassen! Ich habe spontan die Gelegenheit genutzt und bin an die Côte d'Azur zu fahren, zu den Filmfestspielen von Cannes. Super - mit ein wenig Glück laufe ich vielleicht Diane Kruger oder Pedro Almodovar über den Weg!

Meine Jugendfreundin Anne lädt mich in letzter Minute ein, zu ihr nach Cannes zu kommen, wo sie an den Filmfestspielen teilnimmt. Ich denke an den roten Teppich, an Filmstars, tolle Abendkleider, Glamour-Partys ... Ich zögere keine Minute und packe meinen Koffer.

1. Tag: Schon im Flugzeug halte ich die Augen auf. Man weiß ja nie, vielleicht ist die Frau mit der dunklen Sonnenbrille in der letzten Reihe ja Catherine Deneuve ... Nein, es ist kein Star im Flugzeug. Aber am Flughafen von Nizza laufe ich einem alten Freund über den Weg, der mir einen Aperitif zu einer "Socca" vorschlägt. Er nimmt mich zu Chez Pipo mit, einer wahren Institution in Nizza. Dort wird diese mit Pfeffer gewürzte Kichererbsenflade für jeden Gast frisch gebacken. Köstlich.

2. Tag: Ich schlafe aus. Meine Freundin Anne hat schon 4 Festivaltage hinter sich. Sie sagt "Ich kann diese vielen Leute nicht mehr sehen" und schlägt mir einen Kulturtag in der Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence vor. Warum nicht? Ich entdecke staunend die Kollektionen moderner und zeitgenössischer Kunst in diesem wunderschönen Museum auf dem Hügel: Giacometti, Miró, Braque, Chagall, Fabrice Hybert, um nur einige zu nennen.

3. Tag: Es regnet in Strömen. Ich bin wirklich ein Pechvogel! Ich wollte eigentlich zum Cocktail der „Semaine de la Critique“ am Strand des Hotel Martinez gehen, wo mein Name wie durch Magie auf der Gästeliste erschienen ist. Wir fahren stattdessen nach Grasse, um in den Parfumhäusern Galimard und Fragonard eine Führung mitzumachen und uns bei einem Parfum-Workshop am Duft von Blumen und frisch geschnittenem Gras zu berauschen.

4. Tag: Der Himmel ist wieder strahlend blau! Ich habe jetzt wirklich keine Lust, mich in einen dunklen Kinosaal zu setzen und den neuesten Film von Michael Haneke anzusehen. Wir fahren zum Cap d'Antibes in eine einsame kleine Bucht neben dem legendären Hotel Eden Roc. Wenn man hier einen Star sehen will, braucht man ein Fernglas. Wir haben keines und suchen stattdessen zwischen den Felsen nach Strandschnecken. Auf dem Rückweg halten wir am Hotel Belles Rives, wo wir dem Geist von F. Scott Fitzgerald begegnen: Er hält einen Cocktail in der Hand und schaut aufs Meer.  

5. Tag: Anne erzählt mir von dem Lunch einflussreicher Frauen der Filmbranche im Restaurant La Guérite auf der Insel Sainte-Marguerite. Wie interessant! Nur leider geht heute vor 14 Uhr keine Fähre. Als wir ankommen, sind die Stars schon wieder abgefahren. Ich frage mich, ob das nicht Angelina Jolie war, die mir da von der Fähre in Gegenrichtung zugewinkt hat ... Dennoch genießen wir die traumhafte Landschaft, den wundervollen Hummer und den unübertrefflichen Wolfsbarsch in der Salzkruste. An der Côte d'Azur ist Glamour eindeutig nicht immer da, wo man es erwartet!

Von Pauline Weber

Freiberufliche Journalistin mit Schwerpunkt Kultur @paulineweber_