Es ist einfach unvorstellbar, in das Elsass zu fahren und kein Sauerkraut zu essen. Sauerkraut passt zu Fleisch, Wurstwaren und Fisch. Aber wie gut kennen Sie dieses traditionsreiche typische Gericht der Elsässer Küche wirklich? Entdecken Sie die Geheimnisse dieses geselligen Wintergerichts.
Nur Kohl, sonst nichts!
Oft wird Sauerkraut mit seinem „garnierten“ Pendant verwechselt (siehe unten). Dabei bezieht sich sein Name einzig und allein auf fermentierten Kohl, der gekocht zu Fleisch oder Fisch bzw. auch roh als Salat serviert wird. Die Bezeichnung stammt von dem elsässischen Wort „sürkrüt“, das auf Deutsch so viel wie „Sauerkraut“ bedeutet. Um die für das elsässische Terroir so charakteristische Zubereitung zu erhalten, wird der Kohl – wobei gemäß der Tradition die Kohlsorte Quintal d'Alsace bevorzugt wird - in dünne Streifen geschnitten, mit Salz versetzt und dann für mindestens zwei Wochen bis höchstens zwei Monate in Gärbehältern aufbewahrt. Das ist alles.
Ein 100% elsässisches Sauerkraut
Nach 20 Jahren unermüdlicher Bemühungen wurde das Elsässer Sauerkraut im Sommer 2018 endlich mit dem europäischen GGA-Gütezeichen (frz. IGP - Indication géographique protégée) für geschützte geografische Angaben ausgezeichnet. Diese Zertifizierung garantiert sowohl die Herkunft des Produkts als auch seine Herstellungsweise und das Know-how aller Beteiligten der Produktionskette, vom Kohlzüchter bis hin zum Sauerkrauthersteller. Zu den Merkmalen des Elsässer Sauerkrauts zählen sein leicht säuerlicher Geschmack, die weiße bis zartgelbe Farbe, seine langen, dünnen Streifen und die feste Textur. Die GGA-Zertifizierung ist ganz leicht anhand des runden, blau-gelben Logos auf Produkten mit nachweislich elsässischer Herkunft zu erkennen. Ein praktisches Indiz für die Konsumenten, dass sie mit Sicherheit ein 100 % elsässisches Produkt vor sich haben.
Fleisch oder Fisch?
Im Elsass wird Sauerkraut garniert serviert, das heißt gekocht mit einer Beilage. Fleisch- und Wurstliebhaber kommen dabei in den Genuss von Straßburger Knacks bzw. Würsten aus Montbéliard, Speck, Schweinshaxe und Kartoffeln. Bei der zweiten Variante, die als Meeressauerkraut bekannt ist, werden anstatt der Fleischbeilagen verschiedene Flussfische (natürlich aus dem Elsass!) zum gekochten Sauerkraut serviert (natürlich aus dem Elsass!). Sauerkraut passt sehr gut zu elsässischen Weinen wie Riesling oder Sylvaner sowie zu den hellen Biersorten der Region.
Willkommen in der Hauptstadt des Sauerkrauts
Die selbsternannte Hauptstadt des Sauerkrauts heißt Krautergersheim und liegt am Fuße der Vogesen, südlich von Straßburg. In diesem kleinen Dorf hat der Kohlanbau jahrhundertelange Tradition. Jedes Jahr findet hier an einem Wochenende Ende September ein zweitägiges Fest zu Ehren des Sauerkrauts statt, bei dem es von lokalen Köchen zubereitetes Sauerkraut zu probieren gibt, eine Kohlschnitt-Vorführung geboten wird und zahlreiche Geschäfte zu einem Bummel durch die Straßen des Dorfes einladen.
Das Sauerkraut und die Sprache von Molière
Das Sauerkraut ist ohne Zweifel Teil des kulinarischen Erbes Frankreichs, aber nicht nur das. Auch in der französischen Sprache hat es seinen Platz gefunden. Vielleicht haben Sie ja schon einmal den französischen Ausdruck „pédaler dans la choucroute“ (dt. Im Sauerkraut treten) gehört? Er geht angeblich auf den Besenwagen der Karawane der Tour de France zurück, der eine gewisse Zeit lang für die elsässische Spezialität Werbung machte und bedeutet, dass sich jemand zwar bemüht, aber nicht wirklich gut vorankommt. Die Redewendung „aucun rapport avec la choucroute“ (wörtlich: das hat nichts mit dem Sauerkraut zu tun), wird verwendet, um einen Gedanken einzuwerfen, der nichts mit dem aktuellen Gespräch zu tun hat.
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Von Constance Dive