Radfahren für Genießer: Frankreichs Käsestraßen mit dem Rad erkunden

Bereit, inmitten grüner Natur frische Luft zu tanken? Einen Katzensprung von Deauville entfernt erstreckt sich das Pays d'Auge mit kilometerlangen Wiesen, auf denen es von Apfelbäumen, Fachwerkhäusern und... Milchkühen wimmelt. Weitläufige Natur, die man mit dem Fahrrad auf kleinen Hohlwegen, die die typische Bocage-Landschaft durchziehen, erkunden kann. Von Mézidon-Canon aus führt eine wunderschöne 70 Kilometer lange Strecke entlang der Route de la basilique de Lisieux, welche einem die verschiedenen AOP-Käsesorten der Normandie wie auf dem Silbertablett serviert. In Livarot, dem Geburtsort des gleichnamigen Käses, hat die Käserei Graindorge ein „Käsedorf“ errichtet, in dem Sie bei der Herstellung der regionalen Stars zuschauen können. Der Livarot-Käse wird von Hand mit naturbelassenem Schilfrohr umwickelt, der Pont-l'Evêque wird zu Beginn des Reifungsprozesses gewaschen... Keine Sekunde lang verpassen wir, wie die Käsesorten des Pays d'Auge nach traditionellem Rezept zubereitet werden. Der eine ist rund und gelb-orange, der andere quadratisch und weiß… Ein schöner Ausflug für die ganze Familie!

Graindorge Fromagerie

Fun fact: Laguiole steht nicht nur für das berühmte Messer aus dem Département Aveyron, sondern es ist auch der Name einer Käsesorte. Um den Käse zu probieren, bietet sich eine Fahrradtour bis auf die Hochebene von Aubrac an. Für Sportliche gibt es eine 109 Kilometer lange Strecke. Wer es eher gemütlich angehen lassen will, der wählt die 30 Kilometer lange Schleife um Laguiole. Eines steht fest: alle Wege führen zum Käse! Um in Schwung zu kommen, starten wir bei der Genossenschaft Jeune Montagne, wo man bei der Herstellung des kostbaren Rohmilchkäses, des Laguiole mit 24 Monaten Reifezeit oder des Laguiole Grand Aubrac, zusehen kann. Nach Ihrem Besuch erkennen Sie sofort den Unterschied zwischen diesen beiden Sorten. Um die berühmten Aubrac-Kühe mit ihren schwarz umrandeten Augen zu sehen, sollten Sie auch einen Ausflug zu den umliegenden Bauernhöfen und Genossenschaften machen, die mit anderen Käsesorten locken: Fourmette de la Viadène oder Thérondels. Auch auf dem traditionellen Markt in Mur-de-Barrez gibt es jede Menge Gaumenfreuden: Aligot, Kartoffelpüree mit Tomme frâiche d’Aubrac oder ein Stück Tarte à la Tome de Carladez… Dank der Käsevielfalt gibt es im Département Aveyron jede Menge leckere Rezeptideen.

Hochplateaus aus Basalt („planèzes”), Talmulden und ein merkwürdiger, hochgelegener Kiefernwald: Willkommen im Pinatelle-Massiv inmitten der Vulkanlandschaft des Cantal! Diese Route ist zwar nur ein kleiner Abschnitt der insgesamt 100 Kilometer langen Mountainbike-Strecke „Grande Traversée du Massif Central“, dafür gibt es aber umso mehr Highlights, die zu einem Gourmet-Zwischenstopp einladen. Schließlich widmet sich diese Radtour den Käsespezialitäten der Region. Cantal ist der Geburtsort des jahrhundertealten Käses Cantal AOP, der bereits in der Römerzeit sehr gefragt war. Es gibt jedoch noch vier andere Käsesorten aus der Auvergne mit geschützter Ursprungsbezeichnung, die Sie probieren sollten: Salers, Bleu d'Auvergne, Fourme d'Ambert und Saint-Nectaire – alle Käsesorten haben den vollmundigen Geschmack des Terroirs. Auf der Grange de la Haute Vallée in Murat erfahren Sie, dass der Käse Salers AOP ausschließlich in Kastanienkesseln hergestellt wird. Und im Käseladen der Fromageries Occitanes in Saint-Flour können Sie Fourme d'Ambert verkosten, den mildesten Blauschimmelkäse der Auvergne. Die Milch, die zur Herstellung dieses Käses verwendet wird, stammt von Kühen, die ausschließlich mit Gras aus dem Gebiet der geschützten Ursprungsbezeichnung gefüttert wurden.

Auf der Route du Crottin de Chavignol geht’s den Flusslauf der Loire entlang. Vom Département Cher bis zum Département Loiret können Sie somit einen Teil des Fernradwegs EuroVélo 6 (135 km) im gemütlichen Tempo zurücklegen und dabei nach den Alpenziegen Ausschau halten, die die heute ausgestorbene Ziegenrasse Sancerrois ersetzt haben. Ein gute Gelegenheit, um Kindern wichtige Themen wie Umweltschutz und biologische Vielfalt spielerisch näher zu bringen. Ziegen, aber auch Schafe, Esel, Hühner, Kühe, Kaninchen... Auf dem Ziegenhof Guenetin in Thauvenay gibt es viel zu entdecken: Erfahren Sie mehr über die Tiere des Hofes, bevor Sie die verschiedenen Reifegrade der Crottin-Käsesorten verkosten: Crottin mi-sec (halbtrocken, ab 10 Tage Reifezeit), Crottin bleuté und Crottin bleu (mit leicht bläulicher bzw. blauer Schimmelschicht überzogen) und Crottin repassé (der am längsten gereifte Crottin mit intensivem Geschmack)... Und weil Käse in Frankreich nun einmal fester Bestandteil der Gastronomie ist und mit edlen Weinen einher geht, sollten Sie auch bei der Familie Bourgeois in Chavignol vorbeischauen, wo Jean-Marc Bourgeois die Klassiker des Sancerre-Gebiets neu interpretiert. Wie wär’s mit einem Teller Riesentagliatelle aus Chavignol mit Muskatnussbutter oder ein "Salade des Damnés" mit Cromesquis de Chavignol, paniert mit gerösteten Haselnüssen? Ein Gericht, das für gewöhnlich mit einem Glas Sancerre serviert wird.

Mit dem Duft von frisch gemähtem Heu in der Nase brechen zu einer Reise der Sinne auf – durch das Land des Comté. Auf insgesamt 155 Kilometern erkunden wir im französischen Département Jura Weißklee, Blaugras und andere Weidegräser und entdecken eine „Käsekathedrale“, in der Käselaibe veredelt werden. Ausnahmsweise beginnen wir diese Tour mit dem „Hauptgang“, und zwar der brandneuen Maison du Comté in Poligny. In sieben Abschnitten enthüllt der Rundgang dieses Museums die Hintergründe eines umweltfreundlichen Käses, der seiner Zeit voraus ist: Schon seit 700 Jahren sammeln die Bauern der Region ihre Milch gemeinsam in genossenschaftlichen Käsereien, den „fruitières“. Die Produkte der Käserei Val de Loue in Grange de Vaivre stammen zu 100% aus biologischer Erzeugung: Comté, aber auch Morbier, Tome, Raclette, Butter... Das Angebot auf der Route du Comté ist vielfältig. Somit findet man auf der Ferme du Vieux Chemin in Marnoz sogar Feinkostprodukte wie Rillettes vom Angusrind.

Wir starten die Radtour in Sélestat, von wo aus das Tal des berühmten Munster-Käses nur 15,7 Kilometer entfernt ist. In den Wäldern des Val d'Argent, auf halbem Weg zwischen Colmar und Straßburg, wird schon seit mehreren Jahrzehnten kein Erz mehr abgebaut. Der Munsterkäse wird hingegen nach wie vor traditionell aus Rohmilch der Vogesen-Kuh (frz. Vosgienne) hergestellt und auf Brettern aus Vogesentannen gereift... So sehr duftet dieser Käse mit geschützter Ursprungsbezeichnung nach Terroir! Schlendern Sie über den ein oder anderen Bauernmarkt, bevor Sie zu den Bauernhöfen und ihren Kuhherden hinaufradeln, wo Sie den Munsterkäse in den unterschiedlichsten Formen verkosten können: pur, mit Kümmel oder sogar als Dessert! Als frischer Weißkäse wird Munster mit Crème fraîche, Zucker und „Kirsch“ (Kirschwasser aus dem Elsass) zubereitet. Eine echte Elsässer Nachspeise!

Um den Ziegenpfad rund um den Col de Vence mit dem Fahrrad zu erklimmen, sollte man muskulöse Waden haben. Zwischen wüstenartigen Hochplateaus, kleinen Dörfern und den Bous (Felsen mit flachem Gipfel), gibt es zwei Routen zur Auswahl: eine 55 Kilometer lange Strecke mit einem Höhenunterschied von 1034 Metern und eine 86 Kilometer lange Tour mit einem Höhenunterschied von stolzen 1737 Metern. Die Route du Fromage im Hinterland von Nizza ist die Anstrengung wert! Wir genießen den mittelalterlichen Charme von Vence und den wunderschönen Meerblick, bevor wir uns auf den Weg machen. Inmitten des regionalen Naturparks Préalpes d'Azur, auf dem Bauernhof Courmettes in Tourrettes-sur-Loup, grasen 80 Alpengämse mit Blick auf das Mittelmeer. Zwischen Februar und November wird die Milch täglich unter der Leitung von Bruno Gabelier, der von Beruf Hirte und Dichter ist, verarbeitet: Frischkäse oder gereifter Käse, mit Pistou, Schnittlauch oder Olivenpaste – hier kann man sich den Käse nach seiner provenzalischen Lieblingsgeschmacksrichtung auswählen!