Sind Sie kulturhungrig? Das trifft sich gut: Überall in Frankreich bereiten sich neue Museen, Kunstzentren und andere vielseitige Orte der Kultur darauf vor, ihre ersten Besucher zu begrüßen! Reisen Sie durch die Welt des Buchs im Dominikanerkloster in Colmar, lassen Sie sich in der Provence von der überschäumenden Kreativität des Luma Arles beeindrucken, erkunden Sie das Gallien der Antike im Museum Narbo Via in Narbonne oder gönnen Sie sich einen impressionistischen Spaziergang im Franziskanerkloster von Deauville oder in der Abtei Fontevraud … Wir nehmen Sie mit an die emblematischsten neuen Orte der Kultur in Frankreich, die Sie unbedingt entdecken sollten!
Cité Internationale de la langue française im Schloss Villers-Cotterêts in der Region Hauts-de-France
Weniger als 100 km von Paris entfernt, in Nordfrankreich in der Region Hauts-de-France, nimmt das als historisches Monument eingestufte Schloss Villers-Cotterêts einen einzigartigen Platz in der Geschichte Frankreichs ein. In seinen Mauern unterzeichnete König Franz I. 1539 eine gleichnamige Verordnung, mit der die Verwendung des Französischen als offizielle Rechts- und Justizsprache eingeführt wurde. Fast 700 Jahre später schlägt das seit 2014 verlassene und anschließend restaurierte Gebäude ein neues Kapitel in seiner bewegten Geschichte auf und wird mit der Eröffnung der Cité Internationale de la langue française im Herbst 2023 zu einer Hochburg für die Verbreitung frankophoner Kulturen werden. Das architektonische Werk besteht aus einem Glasdach im zeitgenössischen Stil mit hängenden Worten (natürlich auf Französisch). Das Schloss beherbergt 1600 m² Ausstellungsfläche, Ateliers für Künstler in Residenz, pädagogische Aktivitäten und ein Innovationslabor.
Besuchen Sie die Cité Internationale de la langue française au Château de Villers-Cotterêts in Nordfrankreich (Hauts-de-France) *Eröffnung Herbst 2023. *
La Cité des Climats et vins de Bourgogne: Eintauchen in die Weinberge im Burgund
Die 1247 Climats de Bourgogne, die seit 2015 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, diese Mikro-Weinbaugebiete und den Ruf des Weinbaugebiets Burgund in der ganzen Welt begründen, werden von nun einen eigenen Kulturort haben - oder besser gesagt drei! Verteilt auf die Standorte Chablis, Beaune und Macon ist die Cité des Climats et vins de Bourgogne seit dem Frühjahr 2023 für die Öffentlichkeit zugänglich.
Beaune, die Hauptstadt der Burgunderweine, die für ihre Hospice de Beaune bekannt ist, in denen jeden Herbst eine prestigeträchtige Auktion stattfindet, ist das Referenzzentrum für die Interpretation der Burgunderklimata und -weine, aber jeder Standort bietet immersive sensorische Erfahrungen und einen spielerischen Parcours speziell für Kinder, um alles über das burgundische Weinbaugebiet zu erfahren.
In Beaune nimmt das ökologisch errichtete Gebäude inmitten eines 10 Hektar großen Parks die Form einer Weinrebe an, die die Besucher zu einer Aussichtsterrasse führt, die sich mehr als 20 Meter über dem Boden befindet. Weiter nördlich, im Dorf Chablis, werden die Besucher im historischen Keller von Petit Pontigny aus dem 12. Jahrhundert, der von einem Garten umgeben ist, in die Weinlandschaften des nördlichen Burgunds (Chablisien, Grand Auxerrois und Châtillonnais) eintauchen. Am Ufer der Saône ist die Cité des Climats de Macon mit ihrer zeitgenössischen Kelterschnecke, die sich über den Ausstellungsräumen erhebt, schon von weitem zu sehen. Côte Chalonnaise, Mâconnais, Côtes du Couchois - die Weinberge des südlichen Burgunds werden bald kein Geheimnis mehr für Sie sein.
[Besuchen Sie la Cité des Climats et vins im Burgund]https://www.citeclimatsvins-bourgogne.com/en/)
Luma Arles: Eine Fabrik der Kunst des 21. Jahrhunderts
Schon vor seiner geplanten Eröffnung im Herbst 2023 hatte Luma Arles Kultstatus. Und dafür gibt es einen guten Grund: Das Highlight des 11 Hektar großen, ökologisch verantwortlich konzipierten kreativen Campus der Fondation Luma mitten im antiken Arles ist ein mit 11 000 m2 Metallplatten bedeckter 56 Meter hoher Turm! Die Linien und der Glanz der Materialien sollen an das Kultur- und Naturerbe der Region erinnern: die Gemälde Van Goghs, die Felsen der Alpillen, die Arenen der Römer ... Der vom berühmten Architekten Frank O. Gehry entworfene Turm birgt Ausstellungsbereiche für großformatige Events, Archiv- und Seminarräume, eine Bibliothek, ein Café-Restaurant und eine Terrasse mit atemberaubenden Ausblicken auf die Stadt Arles, die Unesco-Welterbe ist, die Camargue und die Alpillen. Sechs ehemalige Industriegebäude wurde zu Künstlerresidenzen und Installations- und Ausstellungsbereichen umgebaut. Manche von ihnen waren bei den Rencontres de la Photographie bereits für das Publikum geöffnet. Die nächste Ausgabe soll vom 4. Juli bis zum 26. September stattfinden.
Les Franciscaines Deauville: Lob des Wissens
Waisenhaus, Krankenhaus, Hauswirtschaftsschule – das alles war dieses Bauwerk einmal. Nach 3-jährigen Bauarbeiten wird das Franziskanerkloster von Deauville jetzt als vielseitiger Ort der Kultur neu eröffnet: Museum, Mediathek und Theatersaal. Eine neue Berufung? Nicht wirklich! Der Ort ist seit 2021 offen für alle Künste und jedes Publikum, bleibt also seiner ursprünglichen Aufgabe treu: der Weitergabe von Wissen. Alain Moatti, der die 6 000 m2 so umgebaut hat, dass hier „Wissen zusammengelegt“ werden kann, nennt ihn einen „Ort des Lebens“. Jeder Besucher stellt sich seinen Parcours selbst zusammen. Der mit einer Glaskuppel versehene Klosterhof wird zu Lesesaal, Treffpunkt und Theaterfoyer, die Kapelle verwandelt sich in ein Auditorium und in den Galerien werden „Bänder des Wissens“ entrollt: Bücher, digitale Inhalte und Kunstwerke im Zusammenhang mit fünf Universen in Verbindung mit der Stadt Deauville. Im Museum gibt es vier Ausstellungsbereiche: das Musée André Hambourg mit seinen 4 000 Werken, die „Galerie des Maîtres“ mit außergewöhnlichen Werken, die Fotogalerie und die „Cour des Expositions“ mit temporären Ausstellungen, die wie eine Replik des Kreuzgangs gestaltet wurde.
Narbo Via in Narbonne: Die Ursprünge Galliens in der Antike
Wie wäre es mit einer Reise in die erste römische Kolonie in Gallien? Das neue Museum Narbo Via in Narbonne lässt seit 2021 die Vergangenheit dieser Hauptstadt der Antike wiederaufleben, die im Jahr 118 v. u. Z. gegründet wurde und von der praktisch keine Spur mehr zu sehen war. Das vom Architektenbüro Foster + Partners entworfene Bauwerk am Canal de la Robine bietet 3 200 m2 Ausstellungsbereiche mit mehr als 7 000 Exponaten aus archäologischen Ausgrabungen. Der Höhepunkt ist eine Wand bestehend aus 760 Steinblöcken römischer Nekropolen, die die Besucher zum Sprechen bringen können! Ein automatisiertes Lagerungssystem ermöglicht es, ihre Geschichte zu erfahren. Um ein Atrium herum angeordnete Ausstellungssäle lassen das Leben in der römischen Stadt wiederaufleben, insbesondere mit dreidimensionalen Rekonstruktionen der Sehenswürdigkeiten und des Hafens. So kann man hier außergewöhnliche Mosaike und Fresken bewundern, die in den Überresten von Häusern im „Clos de la Lombarde“ gefunden wurden, einem Viertel, in dem zur Zeit des antiken Narbonnes wohlhabende Standespersonen lebten.
Musée d’Art Moderne der Abtei Fontevraud: Mit den Augen des Kunstsammlers
Wenn Sie noch nie in der Abtei Fontevraud waren, der größten Klosteranlage des Mittelalters, die auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes steht, ist die Eröffnung des Museums für moderne Kunst im Jahr 2021 der Abtei ein Grund mehr, diesem einzigartigen Ort unweit der Stadt Saumur einen Besuch abzustatten! In einem Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert, das früher als Pferdestall diente, wurden drei Stockwerke zu mehr als 1 700 m2 Ausstellungsräumen für die außergewöhnliche Sammlung Léon & Martine Clingman umgebaut, die der Abtei vermacht wurde. Es werden mehr als 800 Werke gezeigt: rund hundert Gemälde aus dem 19. und 20. Jahrhundert von Toulouse-Lautrec, Soutine, Buffet, um nur einige zu nennen, Skulpturen wie eine bemerkenswerte Gruppe mit 14 Werken von Germaine Richier, knapp 300 Originalzeichnungen, antike Objekte und Exponate aus nichteuropäischen Ländern, Mesopotamien, Ägypten … Ein Universum der Formen, eine schlichte Museografie, die wie im imaginären Museum eines Kunstsammlers Zusammenhänge und Dialoge aufzeigt.
La Villa du Temps retrouvé in Cabourg: Zurück in die Belle Epoque
Wollen wir uns – wie im Roman von Marcel Proust – auf den Weg zu Swann machen? In Cabourg, wo der Schriftsteller von 1907 bis 1914 den Sommer verbrachte (in seinen Romanen nannte er das Städtchen „Balbec“) lässt die brandneue Villa du Temps retrouvé (Villa der wiedergefundenen Zeit) 140 Jahre nach der Geburt des Schriftstellers dessen Welt und die seiner Romanfiguren über die Atmosphäre der Belle Epoque hinauf wiederaufleben. Sobald man in die originalgetreu renovierte Villa eintritt, geht man auf eine Zeitreise: Man taucht ein in die Stimmung des Goldenen Zeitalters dieses normannischen Küstenabschnitts, der Côte Fleurie. Durch die Magie eines immersiven Parcours mit visuellen, akustischen und sogar olfaktorischen Effekten laden 350 Objekte – Möbel, Gemälde berühmter Maler, Kostüme, Filme und Fotografien – dazu ein, die Zeit zurückzudrehen und in eine Epoche zurückzukehren, die eine ganze Generation wegweisender Künstler wie Claude Monet, Eugène Boudin, Auguste Rodin oder Claude Debussy hervorbrachte. Parallel zu dieser Zeitreise in die gute Gesellschaft wird auch ein einzigartiges Licht auf die damalige Volkskultur geworfen: Die erste Ausstellung dieses Themenbereichs, „Fantômas et le miroir de la Belle Epoque“ (Fantomas und der Spiegel der Belle Epoque), ist bis zum 11. November 2021 zu sehen.
Les Dominicains in Colmar - Bibliothèque patrimoniale : Die Geschichte des Buches seit dem Mittelalter
Über Leder oder Papyrus streichen, aus denen früher Bücher gemacht wurden, seine eigene Buchseite schreiben und verzieren, Auszüge aus der Beschreibung Ägyptens lesen, dem Monumentalwerk über den Ägyptenfeldzug Napoleon Bonapartes … Das Dominikanerkloster von Colmar, Ort der Konservierung und Bibliothek, wird zu einem Museum der neuen Generation und einem Ort des Erinnerns umgebaut: Das Kloster aus dem 14. Jahrhundert, ein Meisterwerk der Kunst der Gotik, birgt 380 000 Dokumente, darunter 1 800 Manuskripte und 2 300 Inkunabeln, Werke aus der Frühzeit des Buchdrucks, die zwischen 1455 und 1500 gedruckt wurden! Die Besucher reisen vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert über drei großen Themengebiete durch die Geschichte des handwerklich hergestellten Buches: das „triumphierende Buch“ der Aufklärung, das „erobernde Buch“ der Renaissance und das „handgeschriebene Buch, Monopol der Kirche“ mit einem Highlight: den kostbarsten liturgischen Manuskripten in der ehemaligen Sakristei des Klosters, wo manche von ihnen von den Mönchen kopiert und illustriert wurden. Die Eröffnung war im Jahr 2021.
Das MOBE in Orléans: alle Aspekte der Biodiversität
Das MOBE ist ein ganz besonderes Museum: ein Museum für Biodiversität und Umweltschutz! Dieser Name sagt viel aus über die Ambitionen des völlig umgebauten ehemaligen Naturgeschichte-Museums von Orléans: die Präsentation der großen Herausforderungen, mit denen die Menschheit in Sachen Wahrung der biologischen Vielfalt und Umweltschutz konfrontiert ist. Hinter der durchscheinenden Fassade eines bioklimatischen Treibhauses mit Pflanzen aus dem Loire-Tal wird auf 3 000 m2 ein Teil der reichhaltigen Sammlungen präsentiert: weitere 435 000 Objekte befinden sich Lager! Zu den kostbarsten Exponaten, die auf innovative Weise präsentiert werden, gehören das 180 Millionen Jahre alte Fossil eines Ichthyosaurus, eines fischähnlichen Reptils, „die Dame von Monteloup“, das Doppelgrab einer Mutter und ihres Kinds aus dem Neolithikum, und das Skelett eines Dodo, eines flugunfähigen Vogels, der ausschließlich auf der Insel Mauritius vorkam und 100 Jahre nach der Ankunft der ersten Europäer ausgestorben war.
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Paris: Die Metamorphosen der Stadt der Liebe ... und der Kunst
2021 kleidet sich die Stadt der Liebe in Licht: Nach einem Zyklus der Metamorphosen bereitet sich die französische Hauptstadt darauf vor, eine Reihe neuer herausragender Orte der Kultur einzuweihen. Im Viertel Les Halles hat die Bourse de Commerce, die ehemalige Handelsbörse, ein neues Leben als Museum für zeitgenössische Kunst begonnen: 6 800 m2 für das Publikum zugängliche Ausstellungsfläche mit jährlich 15 Ausstellungen und mehr als 10 000 Werken der Collection François Pinault: Gemälde, Skulpturen, Videos, Fotografien und Installationen. An der Place de la Concorde wird das Hôtel de la Marine, ursprünglich das königliche Möbellager, als „Palast der Aufklärung“ auferstehen: Die Besucher können dort in den Prunksalons, dem „Goldenen Kabinett“ und den Appartements des Intendanten die Blüte des französischen Kunsthandwerks im 18. Jahrhundert bewundern. Und im Marais wird das Musée Carnavalet – ein rares Zeugnis der Architektur der Renaissance in Paris – nach 4-jährigen Bauarbeiten in einer Form neu eröffnet, die die reichhaltigen Sammlungen mit mehr als 600 000 Werken ins beste Licht stellt. Es werden mehrere Besucherparcours angeboten, darunter ein Parcours „auf Kindeshöhe“ für eine spannende Reise durch Paris, von der Urzeit bis ins 21. Jahrhundert.
Grotte Cosquer in Marseille: Reise in 30.000 Jahre Höhlenkunst
Die schöne Hafenstadt Marseille, die als Frankreichs Tor zum Mittelmeer gilt, heißt Sie in diesem Jahr mit einem neuen Highlight Willkommen! Ab Juni 2022 können Sie in 30.000 Jahre alter Höhlenkunst in der eindrucksvoll nachgebauten "Grotte Cosquer" eintauchen. Das Original, das 37 Meter unter dem Meeresspiegel zwischen Marseille und Cassis liegt und weltweit als die einzig bekannte Unterwasserhöhle mit Felsmalereien gilt, ist nur für professionelle Taucher zugänglich. Damit das breite Publikum diesen wertvollen und auch vergänglichen Kunstschatz bewundern kann, wurde es Jahre lang millimetergenau und originaltreu von Henri Cosquer, dem Entdecker der Höhle, und einem Expertenteam nachgebaut.
Unter den "Steinzeit-Graffiti" befinden sich Ritzereien, Darstellungen des Pinguinus impennis (Riesenalk), Abbildungen, die an Seelöwen erinnern, an Pferde, Bisons, Steinböcke, Auerochsen, außerdem mehr als 60 Handnegative, das sind Abdrücke, die dadurch entstanden sind, dass die prähistorischen Künstler eine Hand auf die Wand legten und Farbe auf den Felsen aufbrachten.
Handabdrücke sind in der paläolithischen Kunst nicht selten. Ungewöhnlich hingegen ist, dass in der Cosquer-Höhle bei zwei Dritteln Fingerglieder fehlen. Eine Besonderheit ist auch die Figur eines von einem Pfeil durchbohrten Mannes, dem die Archäologen Jean Courtin und Jean Clottes den Namen "Getöteter Mann" gaben.
Der Nachbau soll 2022 fertig sein und in die Villa Méditerranée in Marseille einziehen. Das spektakuläre Gebäude gehört zu den Neubauten der Kulturhauptstadt von 2013. Es liegt neben dem nicht weniger markanten Museum MuCEM und gleicht einem 16-Meter-Sprungbrett direkt ins Meer. Knapp die Hälfte des rund 70 Millionen teuren Gebäudes liegt unterm Wasser. Ursprünglich sollte das Prestigeprojekt der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur als Kulturzentrum dienen. Seit 2018 ist es geschlossen.
Der französische Taucher Henri Cosquer entdeckte 1985 die Höhle
Oder wie wär's mit einem Besuch im einzigartigen "Musée Subaquatique"? Das erste Unterwassermuseum im Mittelmeer lädt Sie dazu ein, zwischen meterhohen Kunstwerken, an denen Algen und Muscheln hängen - somit wandeln sich Form und Farbe der Kunstwerke immer wieder - hindurchzuschwimmen. Ein atemberaubendes Erlebnis!
Von Anne-Claire Delorme
Journalistin und Globetrotterin anneclairedelorme@yahoo.fr