Wollen Sie eines der umfangreichsten, schwierigsten und kostspieligsten Bauprojekte des Mittelalters kennenlernen? Kommen Sie zum Mont-Saint-Michel in der Normandie.
Die pyramidenförmig angelegte, hoch in den Himmel ragende Abtei liegt auf einer felsigen Insel, etwa einen Kilometer vor der Küste im Wattenmeer des Ärmelkanals. Bei Flut ringsum vom Meer umspült, bietet dieser „Glaubensberg“ auch bei Ebbe einen beeindruckenden Anblick. Seit 1979 stehen der Mont-Saint-Michel und seine Bucht auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.
Geschichte der Abtei
Die Gründung der Abtei soll auf eine Erscheinung des Bischofs von Avranches zurückgehen: 708 wurde er im Traum vom Erzengel Michael mehrfach zum Bau einer Kirche aufgefordert. Und so begann man mit der Errichtung eines Bauwerks, dessen Fertigstellung Hunderte von Jahren dauerte. Im 10. Jahrhundert siedelten sich schließlich die ersten Benediktiner in der Abtei an. Aus dem 10. Jahrhundert stammt etwa die Kirche Notre-Dame-sous-Terre, in der 996 die Hochzeit des Herzogs Richard II. mit Judith de Bretagne stattfand. Mit diesem Ereignis erlebte das Benediktinerkloster einen lange dauernden Aufschwung, der von zahlreichen Baumaßnahmen begleitet war. Über 500 Jahre wurde an den Anlagen gearbeitet. Die Abtei wurde zu einer regelrechten Festung ausgebaut, die während der Hugenottenkriege allen Angriffen trotzte. Während der französischen Revolution wurde das Kloster aufgegeben und lange als Gefängnis genutzt. Seit den sechziger Jahren leben hier wieder einige Benediktiner und füllen die Klosteranlagen mit geistlichem Leben.
Architektur
Romanik, Gotik und viele andere Einflüsse machen das Bauwerk zu einem schwer zu beschreibenden Ganzen, in dem sich die unterschiedlichsten Stile wiederfinden. Die lange Bauzeit, die Größe des Bauvorhabens selbst, das schwierige Gelände, auf dem der Glaubensberg thront, zahlreiche Planänderungen und viele weitere Faktoren haben dazu beigetragen, dass man auf dem Mont-Saint- Michel heute ein sehr komplexes Ensemble vorfindet, das den Besucher auf Schritt und Tritt mit Erstaunen erfüllt. Im Mittelalter galt dieses Bauwerk in schwindelerregender Höhe als ein wahres Wunderwerk Gottes. Und auch heute noch ist es atemberaubend.
Über die Grand Rue, die einzige Straße der kleinen Gemeinde, nähert man sich diesem Wunder, dem „Merveille“. Der dreistöckige Klosterkomplex wurde an der Nordseite der Insel errichtet und ist zugleich Unterbau der Abteikirche. Vom ehemaligen Vorratskeller und Almosenraum über den Salle de Chevalier, den Rittersaal, und den Salle d’hôtel, den Gastraum, gelangt man weiter durch den Komplex, erreicht den Kreuzgang, das Brunnenhaus, das Refektorium – und schließlich die Abteikirche selbst. Sie schlägt einen architektonischen Bogen von der Frühromanik bis hin zur Spätgotik und war jahrhundertelang Ziel der Pilger, die hier den Reliquien des Heiligen Michael Ehre zollten.
Die Abtei des Mont-Saint-Michel besteht aus mehr als 20 Sälen, darunter eine Kapelle im vorromanischen Stil, romanische und gotische Konventsgebäude sowie ein Chorraum im spätgotischen Stil. Im Laufe der Jahrhunderte und in Folge von Bränden, Umbauten, architektonischen Anpassungen und veränderten Nutzungsbedingungen hat sich die Abtei immer wieder verändert. Dennoch ist sie bis heute eine wichtige Pilgerstätte geblieben. Neben ihrer religiösen Bedeutung hat sie gegenwärtig vor allem eine symbolische Funktion als Abbildung der Romantik. So ging ein Teil der Abtei 1204 bei einem Brand in Flammen auf, der durch den berühmten Bau Merveille ersetzt wurde, der Empfangssäle für die Pilger beherbergte (Seelsorge und Gästeräume) sowie Wohnbereiche für die Mönche (Skriptorium, Speisesaal der Mönche).
Während des Hundertjährigen Krieges wurde das Dorf am Fuße der Abtei von einer mächtigen Festungsmauer umgeben. Der heroische Widerstand des Bergs gegenüber den Engländern machte aus ihm das Symbol der Nationalidentität. Der Chor der Kirche, der 1421 einstürzte, wurde, als der Frieden wieder einkehrte, durch ein prächtiges Bauwerk im gotischen Flamboyantstil ersetzt. Die Abtei des Mont-Saint-Michel bietet somit ein einzigartiges Panorama auf die mittelalterliche Architektur. 1790 verließen die Mönche ihr Kloster, das daraufhin bis 1863 als Gefängnis diente.
Wichtiges Pilgerziel
Noch heute ist der Mont St. Michel für viele Gläubige ein wichtiges Pilgerziel. Doch vor allem zieht er die Reisenden an. Über drei Millionen Menschen werden hier alljährlich in den Bann der einzigartigen Atmosphäre gezogen. Das Auge kann sich nicht satt sehen an diesem Stein gewordenen Zeugnis mittelalterlicher Baukunst. Und auch nicht an der Einzigartigkeit des Spiels der Gezeiten, die hier in der Bucht mit bis zu 13 Metern den höchsten Tidenhub ganz Europas erreichen. Planen Sie also ruhig viel Zeit ein für einen Besuch des Mont St. Michel.
Öffnungszeiten Abtei:
- Vom 2. Januar bis 30. April: 9.30 - 18.00 Uhr
- Vom 2. Mai bis 31. August: täglich 9.00 - 19.00 Uhr
- Vom 1. September bis 31. Dezember: täglich 9.30 - 18.00 Uhr
Am 1. Januar, 1. Mai und 25. Dezember geschlossen
Corona-Update: Die Öffnungszeiten können derzeit variieren. Prüfen Sie außerdem, welche Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen zum Zeitpunkt Ihrer Besichtigung gelten. Alle Hinweise finden Sie auf der unten angegebenen Webseite.
Preise:
- Erwachsene: 11 €
- Ermäßigt: 8 €
- Kinder und Jugendliche bis 25 Jahre aus einem EU-Staat: Eintritt frei
- Behinderte und eine Begleitperson: Eintritt frei
Bitte beachten: Auf dem Weg gibt es sehr viele Treppen. Koffer, Rucksäcke, Messer, Roller, Hunde, Essen und Trinken in der Abtei sind nicht erlaubt. Tiere sind in der Abtei und in den Shuttle-Bussen nicht zugelassen. Bei der Touristeninformation finden Sie Hundezwinger, die Sie für 8,10 € nutzen können.
Besichtigungen:
Individuelle Besichtigung Mit dem Besucherführer (auch in Deutsch) kann man die Abtei selbst besichtigen. Dauer: 30min bis 1h30.
Geführte Besichtigungen Im Juli und August werden geführte Besichtigungen auf Deutsch angeboten. Dauer: 1h15. Die Führungen finden immer zu festen Zeiten statt, eine Reservierung ist nicht notwendig.
Audio-Guide Ausleihe eines Audio-Guides: 3 €
Sie möchten die Normandie mit dem Fahrrad erkunden? Entlang der Küste lassen sich die Highlights der Normandie und unvergessliche Aussichtspunkte dank des gut ausgeschilderte Radwegenetz über den Fernradweg Eurovelo 6 (auch Vélomaritime genannt) per Rad entdecken - von bekannten Sehenswürdigkeiten bis hin zu den ungewöhnlichsten Orten.
Messen
Die Fraternité Monastique de Jérusalem zelebrieren regelmäßig Messen. Die Messen finden nur statt, wenn der Orden vor Ort ist.
- Messen: jeden Dienstag bis Samstag um 12.00 Uhr, sonntags um 11.15 Uhr
- Morgengebet: Dienstag bis Freitag um 6.50 Uhr und am Wochenende und im August 7.50 Uhr
- Abendgebet: Dienstag bis Samstag um 18.20 Uhr.
Um an der Messe teilzunehmen, kommen Sie zu den angegebenen Zeiten an die Tür der Abtei. Eine Schwester oder ein Bruder werden Sie in Empfang nehmen.
Anreise:
Mit dem Auto
Im Zuge der Renaturierung der Bucht wurde der Zugang zum Mont-Saint-Michel neu gestaltet. Sie erreichen die jetzigen Parkplätze über folgende Straßen:
- aus Richtung Saint-Malo: Ausfahrt n°2, D155 und D797 oder N176 Richtung Pontorson, danach D976.
- aus Caën: Ausfahrt n°8, N175 Richtung Rennes bis Pontaubault, dann D43, D75 und D275 Richtung Mont-Saint-Michel
Vom Parkplatz erreichen Sie den „Glaubensberg“
- über verschiedene Wege zu Fuß in ca. 30 Minuten
- mit dem Shuttlebus „Passeur“ (kostenlos) in ca. 12 Minuten über die Deichstraße. Der Shuttle istganzjährig von 7.30 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts im Einsatz und auch für Personen mit eingeschränkter Mobilität geeignet.
- mit der Kutsche "La Maringote" (Einzelfahrt: 5,30 Euro)
Parkplatzgebühren:
- Pkw: 11,70 € für 24h, 23,40 € für 48h, unter 2h 6,30 €, nachts von 19 Uhr -2 Uhr kostenfrei
- Motorrad: 4,20 €/Tag
- Wohnmobil: 17,20 € für 24h, 34,40 € für 48h
- Bus: 57 Euro/Tag
Mit dem Zug
- zum Bahnhof Pontorson
- ab Pontorson weiter mit dem Shuttlebus Pontorson – Le Mont (Einzelfahrt: 2,80 €)
Zu Fuß
- Im Juli 2014 wurde die 700 Meter lange Fußgängerbrücke feierlich eröffnet. Die von dem österreichischen Stararchitekten Dietmar Feichtinger entworfene Brücke verbindet das UNESCO-Weltkulturerbe mit dem Festland und kann, im Gegensatz zum alten Zubringer, bei Ebbe und Flut passiert werden.
Weitere Informationen
Abtei des Mont-Saint-Michel Tel.: +33 (0)2 33 89 80 00
Touristeninformation Tel.: +33 (0)2 33 60 14 30
Nützliche Links
Von Isabelle Fleurisson