Der Vézelay-Weg (oder Via Lemovicensis) ist einer der bekanntesten und meistfrequentierten Jakobswege. Auf einer Länge von 1.100 Kilometern verbindet er Vézelay mit Saint-Jean-Pied-de-Port. Von Limoges bis zur französisch-spanischen Grenze haben wir ein paar bemerkenswerte Streckenabschnitte für Sie ausgesucht, die weder zu leicht noch zu schwierig sind.
Etappe 1: von Limoges nach Périgueux (92 km innerhalb von ca. 4 Tagen)
Limoges, FranceWenn Sie von Limoges aus der Via Lemovicensis folgen, durchqueren Sie zunächst die ländliche Gegend des Limousin bis zur Ortschaft Châlus. Dann, auf Höhe der Gemeinde La Coquille, erreichen Sie die wunderschönen Gefilde des Périgord in der Dordogne. Zwischen malerischen, mittelalterlichen Dörfern, Bocage-Wiesen und bewaldeten Tälern verströmen die Wege in dieser fruchtbaren Gegend den Duft des ländlichen Lebens. Hinter jeder Wegbiegung erwartet Sie etwas Reizvolles, wofür es sich lohnt, einen Halt einzulegen: ein authentisches Restaurant, eine zauberhafte romanische Kirche oder eine mittelalterliche Burg.
Der Höhepunkt dieser ersten Etappe ist auf alle Fälle ihr Zielort, Périgueux, der als Stadt der Kunst und Geschichte klassifiziert ist. Besichtigen Sie die Kathedrale Saint-Front und die Zitadelle von Vesunna (frz. Citadelle de Vésone). Genießen Sie die friedliche Stille am Kanal und nehmen Sie dann Kurs in Richtung Westen, um den zauberhaften kleinen Marktflecken Chancelade zu entdecken. Hier können Sie die wunderschöne Abtei Notre-Dame bewundern, die 1132 gegründet wurde.
Wo kann man in Périgueux übernachten?
Am Ortseingang von Chancelade bietet das stolze Château des Reynats aus dem 19. Jahrhundert, das in einen Park mit jahrhundertealten Bäumen eingebettet ist, Komfort, Wellness und eine erlesene Feinschmeckerküche. Ein ideales Etappenziel, um diesen sportlichen Aufenthalt unter Freunden ausklingen zu lassen.
Etappe 2: von Périgueux nach Mont-de-Marsan (193 km in ca. 10 Tagen)
Mont-de-Marsan, FranceAuf nach Bergerac. Nach einem Streifzug durch die lieblichen Wein-, Wald- und Wiesenlandschaften der Guyenne durchqueren Sie nacheinander die Gemeinden Chalagnac, Bergerac, Malveyrein, Sainte-Foy-la-Grande, Roquebrune, Bazas, Bourriot-Bergonce, Roquefort …
Sobald Sie die Garonne überquert haben, offenbaren die Landes ihren riesigen Pinienwald, der im 18. Jahrhundert gepflanzt wurde und sich auf eine Million Hektar erstreckt. Es ist ein Streckenabschnitt mit geradlinigen Wegen, die von Pinien gesäumt sind, so weit das Auge reicht. Glücklicherweise durchquert man auch Dörfer mit kleinen romanischen Kirchen und Wunderbrunnen sowie weitere Orte, um die sich zahlreiche Legenden ranken. Dann kommt die Chalosse, eine Naturregion, die für ihre Salzquellen bekannt ist und das Béarn mit seinen Maisfeldern und Geflügelzuchten ankündigt.
In Mont-de-Marsan, dem letzten Etappenziel Ihrer Abenteuerreise, sollten Sie einen ganzen Tag einplanen, um die Stadt zu erkunden. Seit mehr als 30 Jahren ist die Präfektur des Départements Landes eine Hochburg der gegenständlichen Bildhauerei des beginnenden 20. Jahrhunderts. Diese Kunstwerke, die überall in der Stadt verteilt sind, haben ihr den Beinamen „Hauptstadt der Bildhauerei“ eingebracht. Hierzu könnte aber auch das Musée Despiau-Wlérick beigetragen haben, ein Museum, das weitgehend der Bildhauerei gewidmet ist (wird derzeit renoviert).
Ein weiterer Beiname lautet „die Stadt der drei Flüsse“. Nach der Kultur also ab in die Natur. Ein absolutes Muss ist ein Spaziergang an den Ufern der Midouze, die als „Städtischer Naturpark“ klassifiziert sind. Egal zu welcher Jahreszeit, an den Kais lässt man sich von der frischen Luft des Flusses gerne zu einem Spaziergang verleiten, der zu einer ca. 15 Kilometer langen Wanderung ausgedehnt werden kann.
Wo kann man in Mont-de-Marsan übernachten?
Das seit 1938 fest in der Region etablierte Hôtel-Restaurant des Pyrénées ist für seine Feinschmeckerküche und seinen großzügigen Weinkeller ebenso berühmt wie für seine 24 Zimmer, die 2020 komplett renoviert wurden. Die Einrichtung wird von Expertenhand geleitet, nämlich von dem ehemaligen Rugbyspieler Marc Giraud, der ihr Modernität und Raffinesse eingehaucht hat.
Etappe 3: von Mont-de-Marsan nach Orthez (55 km innerhalb von ca. 3 Tagen)
Orthez, FranceAuf dieser Strecke durchqueren Sie die landwirtschaftlichen Ebenen des Béarn, auf denen Getreide und der berühmte Mais der Landes angebaut wird. Die Landschaften wechseln zwischen sanften Hügeln und sattgrünen Tälern und bieten malerische Blicke auf eine Gegend, die von einer Vielzahl an Flüssen und Wasserläufen durchzogen ist. Sie werden den Adour überqueren, dann den Gebirgsbach Pau, der die Gemeinde Orthez umspült. Diese Flüsse bieten in der Sommersaison schattige Haltepunkte und eine willkommene Frische.
Unternehmen Sie in Orthez zum Abschluss ihrer Tour einen angenehmen Spaziergang durch den alten Marktflecken vom Château Moncade zum Pont Vieux. Es lohnt sich ein Besuch im Musée Jeanne d’Albret, um mehr über den Einfluss des Protestantismus im Béarn zu erfahren. Auch das Hauptschiff und der Chorraum der Kirche Saint-Pierre d‘Orthez werden die Aufmerksamkeit von Liebhabern kirchlicher Kulturgüter auf sich ziehen.
Wo kann man in Orthez übernachten?
Zweifellos im sagenumwobenen Hôtel de la Lune aus dem 15. Jahrhundert, das sich als Zwischenhalt der Jakobswege etabliert hat. Der Legende nach ist das Gebäude die „Herberge mit dem mondförmigen Schild“, die alle bedeutenden Persönlichkeiten aufnahm, die in Orthez vorbeikamen, darunter auch Jean Froissart im Jahr 1388, ein berühmter mittelalterlicher Chronist.
Etappe 4: von Orthez nach Saint-Jean-Pied-de-Port (65 km an ca. 3 bis 4 Tagen)
Saint-Jean-Pied-de-Port, FranceNachdem Sie eine Zeitlang an den Weinbergen der Landes entlanggezogen sind, gelangen Sie allmählich in das etwas bergiger werdende Baskenland, dem Vorland der pyrenäischen Gebirgskette. Nach und nach durchqueren Sie die typischen Ortschaften Sauveterre-de-Béarn und Saint-Palais, dann Ostabat und schließlich Saint-Jean-Pied-de-Port, das letzte Etappenziel auf dem Vézelay-Weg. Saint-Palais ist aufgrund seiner Gibraltar-Stele ein bemerkenswerter Haltepunkt; dieses kleine Monument, das 1964 aufgestellt wurde, symbolisiert die mutmaßliche Kreuzung zwischen den Wegen von Tour, Vézeley und Puy-en-Velay.
Saint-Jean-Pied-de-Port ist eine Stadt mit einem reichen religiösen Kulturerbe, wo Sie die sogenannte römische Brücke (18. Jahrhundert) überqueren, die Porte Saint-Jacques (13. Jahrhundert, Weltkulturerbe der Unesco) bewundern, die Zitadelle (17. Jahrhundert) besichtigen und die Kirche Notre-Dame du Bout du Pont (Grundmauern aus dem 13. Jahrhundert) betreten können.
In Saint-Jean-Pied-de-Port laufen vier französische Jakobswege zusammen: Tours, Vézelay, Piémonts und Puy-en-Velay. Die Ortschaft ist auch der Startpunkt für Wanderer, die die berühmte Passage über die Ports de Cize zur Stiftskirche von Roncevaux, einer christlichen Hochburg, zurücklegen wollen. Eine Strecke durch die Berge, die an die Truppen Karls des Großen, das Horn Rolands und die Legenden, die sich darum ranken, erinnert.
Wo kann man in Saint-Jean-Pied-de-Port übernachten?
Im Stadtzentrum von Saint-Jean-Pied-de-Port empfängt ein hübsches Baskenhaus aus dem 17. Jahrhundert mit roten Fensterläden Pilger in 4 großen Zimmern (2 Dreierzimmer und 2 Viererzimmer). Die Ferienwohnung Beilari verfügt über einen Garten und eine gemütliche Terrasse, wo man in geselliger Atmosphäre zu Abend essen kann.
Besonders engagierte Pilger können von Saint-Jean-Pied-de-Port aus auf einer 27 km langen Strecke mit starken Höhenunterschieden die Pyrenäen überqueren. Bleiben noch 800 Kilometer zurückzulegen, um die galicische Gemeinde Santiago de Compostela zu erreichen.
Ratschläge & Empfehlungen
Der sehr bergige, wenig genutzte Vézelay-Weg erfordert Geduld und Ausdauer. Die Ortschaften sind hier recht weit auseinander: Denken Sie daran, in genügender Menge Wasser und Essen einzuplanen und achten Sie bei der Versorgung mit Nachschub auf die Sonntage. Es wird empfohlen, vor dem Start offizielle Ratgeber, die aktualisiert werden, und Pilgerforen zu konsultieren.
Von Alicia Munoz
Journalist
Als leidenschaftliche Journalistin schreibt Alicia über nachhaltige Entwicklung, Umwelt und Reisen. Ihre Geschichten sind geprägt von ihrer Leidenschaft für die Natur, weite Landschaften und Outdoor-Sportarten.